Bangladesch hält Rohingya-Flüchtlinge in Camps fest

Rohingya-Flüchtlinge im Flüchtlingscamp Balukhali in Bangladesch
Vertriebene müssen in offiziellen Camps nahe der Grenze bleiben. 400.000 sind laut UNO geflohen.

Die Regierung von Bangladesch hat die Bewegungsfreiheit der mehr als 400.000 Rohingya-Flüchtlinge aus dem Nachbarland Myanmar eingeschränkt. Eine Polizeisprecherin erklärte am Samstag, die Flüchtlinge müssten in den von der Regierung ausgewiesenen Lagern bleiben, "bis sie in ihr Land zurückkehren". "Sie können nicht über die Straßen, Schienen oder auf dem Wasser von einem Ort zum anderen reisen."

Die Flüchtlinge seien aufgefordert worden, nicht in Häusern von Verwandten oder Freunden zu wohnen, und die Bevölkerung solle keine Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Auch Bus- und Lastwagenfahrer sollten keine Rohingya mitnehmen.

Die Polizei richtete Kontrollpunkte an Straßen ein. Nachdem bereits dutzende Flüchtlinge in mehreren Städten fernab der Grenze gesehen wurden, fürchten die Behörden, dass sich Tausende neu ankommende Rohingya überall im ohnehin bitterarmen Bangladesch niederlassen.

Bangladesch hält Rohingya-Flüchtlinge in Camps fest
A Rohingya refugee woman and her child walk in floodwaters near makeshift shelters after heavy rain in Cox's Bazar, Bangladesh, September 17, 2017. REUTERS/Mohammad Ponir Hossain

Die Vereinten Nationen hatten zuvor mitgeteilt, dass die Zahl der aus Myanmar geflohenen Rohingya auf mehr als 400.000 gestiegen sei. Ein Sprecher des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) sagte am Samstag, alleine in den vorangangenen 24 Stunden hätten rund 18.000 Angehörige der Rohingya-Minderheit die Grenze nach Bangladesch überquert.

Die muslimischen Rohingya gelten in Myanmar als staatenlos. Der seit Jahren andauernde Konflikt im myanmarischen Teilstaat Rakhine war Ende August eskaliert, als Rohingya-Rebellen Soldaten und Polizisten angriffen und dutzende Sicherheitskräfte töteten. Das Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt. Hunderte Menschen wurden getötet, ihre Häuser niedergebrannt.

Die myanmarische De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wird international wegen ihres Schweigens zu den Geschehnissen kritisiert. Die Politikerin, die 1991 den Friedensnobelpreis für den gewaltlosen Widerstand gegen die jahrzehntelange Militärdiktatur in ihrer Heimat erhielt, sagte eine Reise zur Generaldebatte der UNO-Vollversammlung kommende Woche ab. Für Dienstag hat sie eine Rede angekündigt. Die bangladeschische Regierungschefin Sheikh Hasina brach ihrerseits nach New York auf. Sie will nach Angaben eines Sprechers am Dienstag an die UNO-Vollversammlung appellieren, ihrem Land Hilfe bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu leisten.

Bangladesch hält Rohingya-Flüchtlinge in Camps fest
Rohingya refugees protect themself from the rain in Bangladesh's Balukhali refugee camp on September 17, 2017. Monsoon rain amid a drive to move hundreds of thousands of Muslim Rohingya out of makeshift camps added to the misery of the refugees on September 17 who have fled violence in Myanmar for Bangladesh. / AFP PHOTO / DOMINIQUE FAGET

Hollywood-Star Angelina Jolie kritisierte San Suu Kyi in der deutschen Zeitung "Welt am Sonntag": "Ich glaube, dass jetzt der Moment gekommen ist, an dem man nicht schweigen kann." Sie wünsche sich, dass Suu Kyi "in dieser Situation die Stimme der Menschenrechte ist". Die US-Schauspielerin, die UNHCR-Sonderbotschafterin ist forderte ein Ende der Gewalt gegen die Rohingya. "Es ist völlig klar, dass die Gewalt der Armee aufhören, dass man den Flüchtlingen die Rückkehr erlauben muss", sagte sie. Sie rief Myanmar auf, den Rohingya Rechte als Bürger zu gewähren. Nach Ansicht Jolies weisen alle Anzeichen auf eine "ethnische Säuberung" hin. So hatten auch UNO-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad al-Hussein sowie UNO-Generalsekretär Antonio Guterres die Armee-Angriffe auf die muslimische Minderheit bezeichnet.

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