Autobauer in Mexiko fürchten Trump

Ford gibt auf – das geplante künftige Werksgelände in Mexiko.

Eigentlich war die mexikanische Stadt San Luis Potosi das, was man gemeinhin als Boomtown bezeichnet. Kein Vergleich zu Silicon Valley, aber für mexikanische Verhältnisse eine Stadt, deren Entwicklung Hoffnung machte. Hier im nördlichen Zentralmexiko gehörten die fast 800.000 Einwohner der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates nicht zur Problemregion des Landes südlich des Rio Grande. Seit ein paar Tagen ist das anders. Keine andere Stadt bekommt die Wut des neuen US-Präsidenten Donald Trump so zu spüren wie San Luis Potosi. Weil die Stadt- und Regionalverwaltung offenbar einen guten Job in der Wirtschaftsförderung gemacht hat, siedeln sich hier viele Unternehmen an. Vor allem die Auto-Industrie hat an San Luis Potosi einen Narren gefressen.

In der lokalen "Zona Industrial", dem Industriegebiet, sind Unternehmen wie ThyssenKrupp, Daimler, Continental, EJOT-ATF Fasteners de Mexico (EJOT), Dräxlmaier Group oder Bizerba zu Hause. Hinzu kommt mit dem lokalen Technologie-Zentrum (ITESM) eine Kaderschmiede für Führungskräfte. So etwas sehen Wirtschaftsunternehmen gern. Eigentlich wollte Ford hier ebenfalls bauen, auch BMW hat den Bau einer Fabrik schon begonnen. Eigentlich.

Die Angst geht umDenn seit Trump angekündigt hat, nicht nur amerikanische, sondern auch europäische, insbesondere deutsche Unternehmen mit Strafzöllen zu belegen, wenn sie aus den dort errichteten Fabriken Produkte in die USA exportieren, fressen sich Angst und Unsicherheit durch San Luis Potosi. "Das Ganze macht mir Sorgen, ich weiß nicht, wie sich das weiterentwickelt", sagt Autobauer Fernando Rodriguez einem TV-Sender.

Zumindest BMW bleibt bisher seiner Linie treu. Im Rahmen der Detroit Auto Show 2017 gab sich jüngst BMW-Vorstand Ian Robertson laut Medienberichten gelassen: Man könne mit der Auslieferung der Autos flexibel reagieren und sie gegebenenfalls in anderen Regionen der Welt verkaufen. Der Spatenstich ist schon gesetzt, es gibt kein Zurück mehr.

Nur Stunden, nachdem Trump im Interview mit der Bild und der Times auch den deutschen Autobauern drohte, konterte Gustavo Puente Orozco, der lokale Wirtschaftsförderer: Zwei deutsche Unternehmen als auch eine französische Firma aus der Zuliefererbranche hätten sich entschieden, in der Stadt zu investieren. Rund 14 Millionen Euro ließen sich diese Unternehmen das kosten, berichtete er.

Ford stoppte Pläne Das ist kein Vergleich zu den Plänen von US-Autobauer Ford, der Vorbereitungen für die 1,6 Mrd. Dollar (etwa 1,5 Mrd. Euro) teure Fabrik in San Luis Potosi nach eigenen Angaben gestoppt hat. Aber es geht in die Richtung, die Kommentator Luis Fernando Gamez Macias im Fachblatt El Financiero einforderte. San Luis Potosi könne das frei werdende Areal von 280 Hektar nun für die Entwicklung von kleinen und mittelständischen Unternehmen nutzen. Denn irgendwann gibt es ein Leben nach Trump.

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