Attentat in Ankara: Russland warnt vor voreiligen Schlüssen

Attentat in Ankara: Russland warnt vor voreiligen Schlüssen
Der Polizist, der den russischen Botschafter tötete, war in den vergangenen Monaten achtmal zur Bewachung von Staatschef Erdogan eingesetzt.

Nach dem tödlichen Attentat auf den russischen Botschafter in der Türkei hat die russische Regierung vor voreiligen Schlüssen zu den Hintergründen gewarnt. Es sei zu früh um zu sagen, wer hinter dem Attentat stecke, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch. Zunächst müssten die Ergebnisse der Ermittlungen abgewartet werden.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte zuvor die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen für das Attentat verantwortlich gemacht.

Die türkische Regierung hält den im Exil in den USA lebenden Gülen für den Drahtzieher des gescheiterten Militärputsches von Mitte Juli, was der einstige Weggefährte von Präsident Recep Tayyip Erdogan entschieden bestreitet. Ankara geht seit dem Umsturzversuch mit aller Härte gegen Gülen-Anhänger und andere vermeintliche Regierungsgegner vor.

Gülen verurteilt Tat

Fethullah Gülen hat die Ermordung des russischen Botschafters in der Türkei, Andrej Karlow, scharf verurteilt. „Ich entsende der Familie Karlow und dem russischen Volk mein zutiefst empfundenes Beileid für diesen tragischen Verlust“, erklärte Gülen. „Ich bitte Gott den Erbarmer, die Wurzeln des Terrorismus auszutrocknen und die Welt in eine Zeit von Frieden und Ruhe zu führen“, heißt es in der Mitteilung des muslimischen Geistlichen weiter.

Ein 22-jähriger Polizist hatte am Montag in Ankara bei einer Ausstellungseröffnung den russischen Botschafter Andrej Karlow erschossen und die Tat als Rache für das russische Vorgehen im Syrien-Krieg bezeichnet. Russische Ermittler untersuchen nun in der Türkei gemeinsam mit ihren türkischen Kollegen den Anschlag.

Bewachung Erdogans

Laut Zeitungsbericht war der Polizist in den vergangenen Monaten achtmal zur Bewachung des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan eingesetzt. Mevlüt Mert Altintas habe seit Juli bei acht öffentlichen Auftritten von Erdogan Dienst gehabt, berichtete die Zeitung "Hürriyet" am Mittwoch.

Dabei habe der 22-Jährige zur zweiten Sicherheitskette nach Erdogans persönlicher Leibwache gehört. Altintas hatte am Montag bei einer Ausstellungseröffnung den russischen Botschafter Andrej Karlow erschossen. Der 22-Jährige verschaffte sich Medienberichten zufolge mit Hilfe seines Polizeiausweises Zutritt zu der Ausstellung und schoss dem Diplomaten neun Mal in den Rücken. Altintas war Mitglied einer Spezialeinheit in Ankara.

Nach türkischen Medienberichten wurden im Zusammenhang mit dem Attentat bisher 13 Menschen festgenommen, darunter enge Verwandte von Altintas.

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