Armeesprecher: Ganz Falluja vom "Islamischen Staat" befreit

Armeesprecher: Ganz Falluja vom "Islamischen Staat" befreit
Die Streitkräfte hatten Ende Mai die Offensive zur Rückeroberung gestartet.

Die irakischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die gesamte Stadt Falluja von der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zurückerobert. Ein Armeesprecher sagte einer Nachrichtenagentur am Sonntag, Elitetruppen hätten nunmehr auch den letzten noch von den Jihadisten kontrollierten Stadtteil eingenommen.

Die Soldaten hätten zur Einnahme des Viertels Jolan "nicht mehr als zwei Stunden benötigt". Die Jihadisten hätten "keinen einzigen Schuss abgefeuert", sagte der Sprecher Sabah al-Noman. Das zeige, dass die IS-Miliz "schon vorher besiegt" gewesen sei. Ein anderer Militärsprecher sagte, nordwestlich der Stadt gebe es noch einige IS-Posten. Für die Armee, die Ende Mai mit der Luftunterstützung der US-geführten Militärallianz eine Offensive zur Rückeroberung Fallujas gestartet hatte, ist die Einnahme der Stadt ein großer Erfolg.

Die 50 Kilometer westlich von Bagdad gelegene Stadt war bereits im Jänner 2014 in die Gewalt sunnitischer Regierungsgegner geraten, später übernahm die IS-Miliz die Kontrolle über die Stadt. Nachdem die Extremisten große Teile Syriens und des Irak erobert hatten, riefen sie dort im Sommer 2014 ein Kalifat aus.

Seit der Intervention der US-geführten Militärallianz im Herbst 2014 aufseiten der irakischen Armee verloren die Jihadisten aber zunehmend an Boden. Nach der Rückeroberung von Falluja ist nunmehr Mossul im Norden des Landes die letzte irakische Großstadt in der Hand der Jihadisten. Die Armee bereitet sich auf die Rückeroberung Mossuls vor, ein Beginn der Offensive ist aber noch nicht absehbar.

Seit Beginn der Offensive auf Falluja überprüfte die irakische Armee nach eigenen Angaben rund 20.000 Flüchtlinge aus der umkämpften Stadt auf Verbindungen zum IS. 2195 Verdächtige seien festgenommen, weitere 11.605 Menschen seien freigelassen worden, erklärte die Streitkräfte am Samstag. Bei weiteren rund 7000 Burschen und Männern laufe die Überprüfung noch.

Zeugen werfen der Armee vor, männliche Flüchtlinge tagelang festzuhalten und zu misshandeln. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) forderte die Regierung in Bagdad vor Kurzem auf, Misshandlungen von Zivilisten durch die Armee zu unterbinden. Es gebe Zeugenaussagen, wonach Polizisten und regierungstreue Kräfte mindestens 17 aus dem Ort Sijr nordöstlich von Falluja geflüchtete Menschen töteten.

Auch der UNO-Sicherheitsrat mahnte die irakischen Konfliktparteien vor wenigen Tagen zum Schutz der Flüchtlinge aus Falluja. Viele von ihnen hausen in prekären Verhältnissen unter sengender Sonne. Zudem gibt es immer wieder Berichte, wonach die sunnitischen Flüchtlinge aus Falluja Übergriffen von schiitischen Milizen ausgesetzt sind, die an der Seite der Armee gegen die IS-Miliz kämpfen.

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