Amman: Zwei Tote bei Schießerei auf Israels Botschaftsgelände

Jordanische Sicherheitskräfte vor der israelischen Botschaft in Amman.
Zwei Jordanier sind laut Sicherheitskreisen getötet und zumindest ein Israeli verletzt worden.

Die Lage im Nahen Osten verschärft sich weiter. Nach der Zuspitzung des Tempelberg-Konfliktes am Wochenende belastet nun ein tödlicher Zwischenfall auf dem Gelände der israelischen Botschaft in der jordanischen Hauptstadt Amman die Beziehungen zwischen Israel und Jordanien stark.


Ein jordanischer Arbeiter griff am Sonntagabend einen israelischen Wachmann mit einem Schraubenzieher an und verletzte ihn leicht, wie das Außenministerium in Jerusalem am Montag mitteilte. Der Israeli habe daraufhin in Selbstverteidigung den Angreifer erschossen und auch den unbeteiligten jordanischen Vermieter versehentlich tödlich verletzt.

Untersuchung läuft

Die jordanischen Sicherheitsbehörden erklärten in einem Statement, dass der Vorfall noch untersucht werde. Von einer Attacke des Arbeiters auf den Israeli wurde jedoch nichts erwähnt, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan berichtete.


Die israelische Zeitung „Haaretz“ schrieb, der Vorfall am Sonntag habe eine diplomatische Krise mit Jordanien ausgelöst. Das haschemitische Königreich wolle den Wachmann zu dem Vorfall befragen und verbiete ihm die Ausreise. Israel lehnt dies jedoch ab und beruft sich auf das Wiener Übereinkommen, das Diplomaten Immunität gewähre.


Die israelische Zeitung „Maariv“ berichtete am Montag, Israel habe angesichts des Vorfalls in Amman und der Tempelberg-Krise als Vorsichtsmaßnahme seine Botschaft und sein Konsulat in der Türkei geschlossen. Das Außenministerium in Jerusalem wollte dies jedoch nicht kommentieren.

Spannungen verschärft

Der Vorfall in Amman verschärfte Spannungen mit Jordanien wegen der jüngsten Unruhen auf dem Tempelberg in Jerusalem, bei denen am Freitag vier Palästinenser getötet und rund 400 weitere verletzt worden waren. Bei einem Anschlag in einer israelischen Siedlung im Westjordanland wurden später drei Mitglieder einer Familie erstochen. Jordanien ist Hüter der islamischen Stätten in Jerusalem, darunter auch der Tempelberg.


Als zweites arabisches Land nach Ägypten hatte Jordanien 1994 einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen. Der Frieden gilt jedoch als belastet. Ein großer Teil der Einwohner Jordaniens sind palästinensischer Herkunft und viele sind solidarisch mit ihren Glaubensbrüdern in den palästinensischen Gebieten.


Als Auslöser der neuen Unruhen galt die Installation von Metalldetektoren am Tempelberg, der Muslimen und Juden heilig ist. Israel hatte sie nach dem Anschlag dreier Muslime aufgestellt, bei dem am 14. Juli zwei israelische Polizisten getötet worden waren. Israel verteidigt die Metalldetektoren sowie am Sonntag zusätzlich angebrachte Überwachungskameras als Sicherheitsmaßnahmen. Von palästinensischer Seite werden sie jedoch als Übergriff und Versuch Israels gewertet, mehr Kontrolle über die heilige Stätte zu erlangen. Bei blutigen Unruhen am Freitag waren vier Palästinenser getötet und rund 400 verletzt worden, bei einem Anschlag in einer israelischen Siedlung im Westjordanland wurden später drei Mitglieder einer Familie erstochen.


Warnung vor Destabiliserung Jordaniens

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe mit Eynat Schlein, der israelischen Botschafterin in Amman, sowie mit dem Wachmann, telefoniert, hieß es in der Mitteilung des Außenministeriums. Im März war bekannt geworden, dass Schlein in einem internen Bericht vor einer fortschreitenden Destabilisierung Jordaniens gewarnt hatte. Er wolle die Krise mit Amman rasch beseitigen.


Israels Sicherheitskabinett hatte sich am späten Sonntagabend zu Beratungen über den Vorfall in Jordanien, den Anschlag in der Siedlung und die Tempelberg-Krise versammelt. Dabei sei noch keine Entscheidung getroffen worden, berichtete der israelische Rundfunk am Montag. Das Kabinett wollte sich am Montagnachmittag erneut treffen

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US-Präsident Donald Trump schickte angesichts der schweren Zusammenstöße seinen Sondergesandten für internationale Verhandlungen, Jason Greenblatt. Dieser machte sich noch am Sonntag auf den Weg nach Israel.


In New York will indes der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in einer Sondersitzung über die neuen Spannungen beraten. Unklar war, ob ein gewaltsamer Zwischenfall auf dem Gelände der israelischen Botschaft in Jordanien im Zusammenhang mit den Vorfällen rund um den Tempelberg stand.

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