Aleppo: Syrische Armee rückt weiter vor

A general view taken from the Syrian government-held side shows Aleppo's Bustan al-Basha district on December 3, 2016. / AFP PHOTO / George OURFALIAN
Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, warnt vor einem "schleichenden Guerilla-Krieg".

Die syrische Armee hat bei ihrer Großoffensive im Ostteil Aleppos am Wochenende weitere Stadtteile erobert. Nach heftigen Kämpfen nahmen die Regierungstruppen am Samstag die Viertel Tarik al-Bab, Karam al-Jasmati und Karam al-Tarrab ein, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. UN-Sondergesandter Staffan de Mistura warnte indes vor einem "schleichenden Guerilla-Krieg".

Sechzig Prozent Ost-Aleppos erobert

Seit dem Beginn ihrer Großoffensive erstürmten die Regierungstruppen laut einer Bilanz der Beobachtungsstelle rund 60 Prozent des Ostteils von Aleppo, der seit 2012 von Aufständischen kontrolliert worden war. Die Einnahme des Bezirk Tarik al-Bab erlaubt den Regierungstruppen, eine direkte Verbindung zwischen dem Westteil der Millionenmetropole und dem internationalen Flughafen von Aleppo zu schaffen.

Seit dem 15. November wurden der Beobachtungsstelle zufolge in Ost-Aleppo mindestens 310 Zivilisten - darunter 42 Kinder - getötet, im Westteil 69 Zivilisten, darunter 28 Kinder. Mehr als 50.000 Bewohner Ost-Aleppos ergriffen angesichts der Kämpfe die Flucht. Das UN-Kinderhilfswerk machte darauf aufmerksam, dass in den vergangenen Tagen rund 19.000 Kinder unter den Flüchtlingen aus Ost-Aleppo waren. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien ist nach eigenen Angaben in Syrien breit vernetzt. Von unabhängiger Seite sind ihre Informationen kaum überprüfbar.

Mistura: "Zeit für Verhandlungen"

Der UN-Sondergesandte de Mistura warnte die syrische Führung unter Präsident Bashar al-Assad davor, angesichts der derzeitigen militärischen Erfolge allein auf einen Sieg zu setzen. "Es ist jetzt die Zeit für Verhandlungen", sagte de Mistura am Samstag bei einer Konferenz in Rom. Der Konflikt könne sich sonst in einen "schleichenden Guerillakrieg" verwandeln. Damit werde die Chance für einen "Wiederaufbau" vertan.

Mehrere Anläufe der UNO, den seit 2011 währenden Konflikt in Syrien durch Verhandlungen beizulegen, scheiterten in der Vergangenheit. Insgesamt wurden mehr als 300.000 Menschen getötet, mehrere Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben.

28 Tote in Idlib

Bei mehreren Luftangriffen auf die größtenteils von Rebellen beherrschte Provinz Idlib sind nach Angaben von Beobachtern mindestens 28 Menschen getötet worden. Bei den meisten der Opfer handle es sich um Zivilisten, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag. Bei einem Angriff auf den Ort Kafr Nabel im Süden der Provinz sei demnach ein Marktplatz getroffen worden.

Idlib wird überwiegend von einer Rebellenkoalition verschiedener Gruppierungen kontrolliert. Darunter befindet sich auch die frühere Al-Nusra-Front (heute: Jabhat Fatah al-Sham) mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. Vergangenen Monat hatte Syriens Verbündeter Russland eine Offensive in den Provinzen Idlib und Homs angekündigt.

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