Aleppo: Elitesoldaten sollen Rebellenviertel erobern
Die syrischen Regierungstruppen haben am Donnerstag hunderte Elitesoldaten nach Aleppo geschickt, um die restlichen Rebellengebiete im Osten der Großstadt einzunehmen. Nach der Eroberung des gesamten Nordostens der Stadt rückten die Soldaten nun weiter nach Osten und Süden vor, erklärte die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte".
Die Spezialeinheiten der Republikanischen Garde und der 4. Armeedivision wurden demnach für die erwarteten Straßenkämpfe gegen die Rebellen abgestellt. Die Armee ziehe die Schlinge um die Rebellengebiete immer enger zusammen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.
Die Soldaten rücken seinen Angaben zufolge nun auf die bevölkerungsreichsten Stadtviertel in Ost-Aleppo vor, wo sich viele Rebellenkämpfer unter die Bewohner gemischt hätten. Die Armee müsse daher mit zahlreichen Angriffen aus dem Hinterhalt rechnen.
Die syrischen Regierungstruppen hatten vor gut zwei Wochen eine Offensive zur vollständigen Eroberung von Aleppo im Norden Syriens begonnen. Nach Angaben der Beobachtungsstelle nahmen sie seitdem 40 Prozent der Rebellengebiete ein. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich auf ein breites Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Bei den heftigen Kämpfen in Ost-Aleppo wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle seit dem 15. November mehr als 300 Zivilisten getötet, darunter mindestens 33 Kinder. Durch Rebellen-Angriffe auf den von den Regierungstruppen kontrollierten Westteil der Stadt wurden im gleichen Zeitraum rund 50 Zivilisten getötet. Die Kämpfe trieben binnen vier Tagen zudem mehr als 50.000 Zivilisten in die Flucht.
UNO befürchtet "gigantischen Friedhof"
Der UN-Sicherheitsrat konnte sich bei seiner Sitzung nicht auf ein gemeinsames Vorgehen im Syrien-Konflikt einigen. Die Westmächte gaben Russland, dem wichtigsten Verbündeten des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad, dafür die Schuld. Das höchste UN-Gremium könne nicht auf die Hilferufe aus Aleppo reagieren, "weil Russland es nicht will", sagte die UN-Botschafterin der USA, Samantha Power.
Humanitäre Korridore für Notleidende
Auch ihr britischer Kollege Matthew Rycroft machte Russland für die Blockade verantwortlich. Der UN-Sicherheitsrat sei "völlig unfähig zu handeln", weil Russland "immer und immer wieder" sein Veto eingelegt habe. Russlands Botschafter Vitali Tschurkin warf wiederum dem Westen vor, in Syrien "Terroristen retten" zu wollen und die humanitäre Krise in Aleppo für "politische Ziele" zu missbrauchen.
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