Afghanistan: 2017 bisher 90.000 Menschen vertrieben

Armeesoldaten stehen Wache in Kunduz.
29 von 34 Provinzen des Landes sind betroffen.

In Afghanistan sind seit Jahresbeginn mehr als 90.000 Menschen vor Gefechten zwischen radikalislamischen Taliban und Sicherheitskräften aus ihren Heimatdörfern geflohen. Zwangsvertreibung gebe es in 29 der 34 Provinzen, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA).

Im früher als eher ruhig geltenden Norden, wo die Bundeswehr lange Schutzmacht war, würden mittlerweile 41 Prozent aller Kriegsvertriebenen registriert. Allerdings sei die Zahl der Binnenflüchtlinge 2017 verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2016 um 40 Prozent zurückgegangen. 2016 hatten die UN bis Mitte Mai schon mehr als 150.000 Binnenflüchtlinge gezählt.

Ein Mitarbeiter von OCHA, Mohammed Maliksai, sagte der Deutschen Presse-Agentur, das liege an verschiedenen Faktoren. "Zum einen gehen einige Kämpfe dort weiter, wo sie 2016 schon getobt haben. Viele Menschen sind dort schon geflohen." Zum anderen steige die Armut. Die Menschen hätten oft kein Geld mehr, woandershin zu gehen. Ein weiterer Grund sei, dass auch die Großstädte, die zuvor als sicher galten, nun keine Zuflucht mehr böten. "Die Menschen denken, wenn es da nun auch ständig Anschläge gibt, können wir auch hierbleiben."

Im vergangenen Jahr waren mehr als 660.000 Afghanen im eigenen Land auf der Flucht. Für 2017 erwarteten die UN zu Jahresbeginn noch mindestens 450.000 weitere Zwangsvertriebene.

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