Ägypten: Erfolg der radikalen Salafisten

Ägypten: Erfolg der radikalen Salafisten
Wahlen am Nil: Die religiösen Kräfte des Landes werden die Zukunft Ägyptens maßgeblich bestimmen.

Eines steht nach dem ersten Wahlgang in Ägypten fest: Die religiösen Kräfte des Landes werden die Zukunft Ägyptens maßgeblich bestimmen. Nach den Wahlen in Kairo, Alexandria und sieben ländlichen, eher liberal geprägten Provinzen werden heute, Freitag, erste Ergebnisse erwartet. Ein überwältigender Sieg der Partei der Freiheit und Gerechtigkeit zeichnete sich ab. Etwa 40 Prozent für die Partei der Muslimbrüder, die als gemäßigt gelten. Das war erwartet worden.

Die Überraschung aber brachten die Salafisten, die radikalen Islamisten. Ihre Partei des Lichts kam in einigen Provinzen auf über 30 Prozent - womit das religiös-konservative Lager zumindest nach dem ersten Wahlgang einen klaren Sieg verzeichnen und mit einer satten Mehrheit im künftigen Parlament rechnen kann. Denn die bevorstehenden Wahlgänge betreffen vor allem ländliche Regionen, die als sehr konservativ gelten. In den meisten Regionen ging das Rennen um Platz zwei zwischen Islamisten und der aus linken und liberalen gebildeten Ägyptischen Allianz klar an die Salafisten.

Während sich die Partei der Freiheit und Gerechtigkeit zu demokratischen Werten bekennt, persönliche Freiheiten nicht in Frage stellt und deeskalierende Töne gegenüber den koptischen Christen anschlägt, gehen die Salafisten auf Konfrontationskurs. Sie spre-chen von einer Beschränkung des Alkoholverkaufs, der Zensur von Unterhaltungsveranstaltungen und der künstlerischen Freiheit sowie von der Islamisierung des Unterrichts.

Schmetterling statt Frau

Laut Wahlgesetz musste auf jeder Liste pro Region eine Frau antreten. Gemäß ultrakonservativ ausgelegten islamischen Regeln wurden die Gesichter der Kandidatinnen auf Postern der Salafisten nicht gezeigt. Stattdessen Schmetterlinge. Auch der Name der Kandidatinnen wurde nicht genannt, sondern der ihrer Ehemänner. Bezeichnet wurden sie als "die Frau des. . ."

In Frage steht für die Salafisten auch der Friedensvertrag mit Israel. Ein ungenannter israelischer Regierungsvertreter sagte, es sei ganz offensichtlich, dass man in dem Wahlergebnis keine guten Nachrichten für Israel sehe.

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