Ägypten: Ausnahmezustand nach Anschlägen auf Christen

Ägypten: Ausnahmezustand nach Anschlägen auf Christen
Nach Anschlägen auf koptische Kirchen mit dutzenden Toten billigte das Parlament einen von Präsident al-Sisi verhängten dreimonatigen Ausnahmezustand.

Das ägyptische Parlament hat den dreimonatigen Ausnahmezustand bestätigt, den Staatschef Abdel Fattah al-Sisi am Sonntag nach den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen mit dutzenden Toten verhängt hat. Die Zustimmung sei am Dienstag einstimmig erfolgt, berichtete der staatliche Fernsehsender Nil News.

Das Parlament wird von den Anhängern Al-Sisis dominiert, der im Jahr 2013 seinen demokratisch gewählten Vorgänger Mohamed Mursi stürzte.

Nach Angriff auf koptische Kirchen

Am Palmsonntag hatten Attentäter zwei koptische Kirchen angegriffen und mindestens 45 Menschen getötet. Vor der Kathedrale in Alexandria sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft, 17 Menschen wurden getötet. Wenige Stunden zuvor hatte eine Bombe in einer Kirche in Tanta mindestens 28 Menschen getötet.

Es handelte sich um die blutigsten Anschläge auf die Minderheit der koptischen Christen in Ägypten seit langem, insgesamt wurden rund 120 Menschen verletzt. Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Anschläge für sich und sprach in beiden Fällen von Selbstmordattentätern.

Islamisten bei Schießerei getötet

Nach den Anschlägen erschoss die Polizei sieben angebliche Angehörige der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Wie das Innenministerium in Kairo mitteilte, waren die Islamisten in der Stadt Assiut zusammengekommen, um offenbar weitere Anschläge auf koptische Kirchen und staatliche Sicherheitseinrichtungen und Wirtschaftsobjekte zu planen. Als die Polizei am Montagabend gegen die Versammlung vorrückte, sei es zu einer Schießerei gekommen, in deren Verlauf sieben IS-Angehörige getötet wurden.

In dem autoritär regierten Land am Nil verstärkt der Ausnahmezustand Sorgen über eine weitere Beschneidung der Menschenrechte. Ministerpräsident Sherif Ismail verteidigte die Maßnahmen der Regierung. "Es ist unvermeidlich, dass einige außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden", sagte er am Dienstag vor dem Parlament in Kairo. Das Notstandsgesetz werde den Behörden die nötige "Flexibilität" und den rechtlichen Rahmen geben, um den Kampf gegen einen "bösartigen Feind" aufzunehmen.

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