90 Tote: USA äußerte "Bedauern" über Luftangriff auf Syrer

90 Tote: USA äußerte "Bedauern" über Luftangriff auf Syrer
Russland fordert von den USA eine umfassende Aufklärung des irrtümlichen Luftangriffs.

Bei dem Luftangriff der US-geführten Koalition wurden laut einem Bericht der oppositionsnahen Beobachtungsstelle über 90 Syrer getötet. Nach einer Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats erklärte der russische UNO-Botschafter Witali Tschurkin, hinter dem russisch-amerikanischen Abkommen zur Beendigung der Kampfhandlungen in Syrien stehe nun "ein sehr großes Fragezeichen". Die US-Botschafterin Samantha Power warf Russland ihrerseits Scheinheiligkeit und Effekthascherei vor, weil es die Sondersitzung des höchsten UNO-Gremiums beantragt habe. Stattdessen solle sich die Regierung in Moskau darauf konzentrieren, die Umsetzung des gemeinsam und im guten Willen ausgehandelten Abkommens für Syrien voranzubringen.

Konto der USA

Bereits zuvor hatte das Außenministerium in Moskau erklärt, der Angriff gefährde das zwischen den Regierungen in Moskau und Washington geschlossene Abkommen zu einem gemeinsamen Vorgehen in Syrien. Es habe den Anschein, als unterstützten die USA die Extremistenmiliz Islamischer Staat. Ranghohe Vertreter der US-Armee räumten ein, dass die Bombardierung der syrischen Soldaten wohl auf das Konto der von den USA geführten Allianz gehe. Man sei sich dessen ziemlich sicher, sagte ein Armeevertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Der Angriff habe nach tagelangen Beobachtungen möglicher Ziele durch den US-Geheimdienst stattgefunden. Er sei sofort abgebrochen worden, nachdem Russland darauf hingewiesen habe, dass es sich nicht um Stellungen des IS gehandelt habe.

Das US-Verteidigungsministerium äußerte am späten Abend (Ortszeit) Bedauern. "Sollten wir versehentlich eine Position der syrischen Armee getroffen haben, bedauern wir dies, insbesondere den Verlust von Menschenleben", erklärte der Pressesprecher des Pentagon Peter Cook. Allerdings habe Russland keine Bedenken geäußert, als es über die Absicht informiert worden sei, in der Region Angriffe zu fliegen. Die US-Regierung versicherte zudem, man werde bei den weiteren Angriffen auf Kämpfer der Islamistengruppen IS und Al-Kaida in Übereinstimmung mit den Vereinbarungen der Waffenruhe handeln.

Mindestens 90 Tote

Der Angriff hatte sich in der Nähe des Flughafens von Deir ez-Zor in Nordost-Syrien ereignet. Durch die Ausschaltung der syrischen Soldaten sei es Kämpfern den IS-Extremisten gelungen, die syrischen Truppen in Dschebel Tharda zurückzudrängen, berichtete die Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die russische Armee bestätigte die Luftschläge und sprach von mindestens 90 getöteten Syrern.

Russland und die USA haben am vergangenen Wochenende eine Waffenruhe für das Bürgerkriegsland vereinbart, die Montag in Kraft trat, in den vergangenen Tagen aber zunehmend brüchig wurde. Hält die Feuerpause sieben Tage, wollen die USA und Russland der Abmachung zufolge zu gemeinsamen Luftangriffen auf Extremistengruppen wie den IS übergehen. Der von beiden Ländern ausgehandelte Pakt soll den Weg für eine friedliche Lösung des seit mehr als fünf Jahren tobenden Syrien-Konflikts ebnen.

Russland fordert Aufklärung

Russland fordert von den USA eine umfassende Aufklärung des irrtümlichen Luftangriffs auf syrische Regierungssoldaten mit etwa 90 Toten. Zugleich kritisierte das russische Außenministerium in Moskau am Sonntag das Verhalten der USA im UN-Sicherheitsrat.

Bei der Sitzung in New York hätten die US-Diplomaten den Vorfall nicht erklären können, aber "auf ihre übliche Art versucht, alles ins Gegenteil zu verkehren", hie es in einer offiziellen Erklärung. Die angreifenden Piloten hätten, wenn es nicht auf Befehl geschehen sei, "an der Grenze zwischen verbrecherischer Schlamperei und direkter Rücksichtnahme auf IS-Terroristen" gehandelt. Der Fehler sei Resultat der Weigerung der USA, sich beim Einsatz in Syrien eng mit Russland abzustimmen, erklärte das Ministerium.

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