81 Tote bei Anschlag auf Kirche in Pakistan

Zwei Selbstmordattentäter sprengten sich nach Ende des Gottesdienstes in die Luft.

Bei einem Selbstmordanschlag auf eine christliche Kirche in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar sind am Sonntag 81 Menschen getötet worden. Rund 130 Menschen seien bei dem Doppelanschlag verletzt worden, sagte der diensthabende Arzt im Leady Reading Hospital, Iftikhar Ali. Nach Angaben der Polizei sprengten sich zwei Selbstmordattentäter am Ende des Sonntagsgottesdienstes vor dem Gotteshaus in die Luft.

Der Polizeichef der örtlichen Polizeistation, Muhammed Noor, sagte, in der Kirche sei gerade das Abschlussgebet gebetet worden. Auf dem Kirchenhof habe zu dem Zeitpunkt bereits die Verteilung von Essen begonnen. Dort hätten die beiden Attentäter die Gemeindemitglieder angegriffen. Unter den Toten befinden sich nach Angaben hochrangiger Polizeioffiziere auch zahlreiche Frauen und vier Kinder.

Sechs Kilo Sprengstoff

Ein Augenzeuge sagte dem Sender Geo TV, mindestens 600 Gläubige seien zu dem Zeitpunkt auf dem Kirchenareal versammelt gewesen. Nach Polizeiangaben trug jeder der beiden Attentäter sechs Kilo Sprengstoff bei sich. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Peshawar liegt jedoch nahe der halbautonomen Stammesgebiete in der unwegsamen Bergregion entlang der Grenze zu Afghanistan, die als Hochburg der Taliban und als Rückzugsort anderer Extremisten wie Al-Kaida gilt. Diese verüben immer wieder Anschläge auf aus ihrer Sicht "Ungläubige".

Premierminister Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag. Es sei gegen die Lehren des Islam und aller Religionen, Unschuldige anzugreifen, hieß es in einer Mitteilung. "Terroristen haben keine Religion." Sharif versucht seit seiner Amtsübernahme im Juni, Gespräche mit den pakistanischen Taliban (TTP) in die Wege zu leiten. Bisher sind diese Versuche erfolglos geblieben.

Christen in Pakistan klagen besonders im Zusammenhang mit den international umstrittenen Blasphemiegesetzen des Landes über Diskriminierung. Gezielte Angriffe auf Angehörige der Minderheit oder auf Kirchen sind aber - gemessen an der sonst in Pakistan vorherrschenden Gewalt - verhältnismäßig selten. Christen machen rund vier Prozent der rund 180 Millionen Pakistanis aus.

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