4,4 Billionen US-Dollar: Trumps "Wunschkatalog"

US-Präsident legte Etatentwurf vor. Dieser enthält Kürzungen bei Sozialausgaben und erhebliche Steigerung des Verteidigungsbudgets.

4,4 Billionen Dollar, umgerechnet 3,6 Milliarden Euro: US-Präsident Donald Trump hat einen Billionen schweren Etatentwurf für das Finanzjahr 2019 an den Kongress geschickt. Das Paket sieht eine weitere erhebliche Steigerung für Verteidigung vor. Im Gegenzug sollen Programme für Ärmere, Ältere und Bedürftige radikal zusammengestrichen werden. Die Demokraten kritisierten die Pläne am Montag scharf.

Der Entwurf ist das Gegenteil von Trumps Wahlversprechen eines ausgeglichenen Haushalts. Selbst wenn alle Streichungen im Sozialbereich in Höhe von zusammen drei Billionen Dollar über einen Zehnjahreszeitraum wirksam würden, würde sich das Defizit sogar noch um sieben Billionen ausweiten.

Kritiker: "Science-Fiction"

US-Präsidenten legen traditionell eigene Etatentwürfe vor, die aber in erster Linie reine Wunschkataloge sind. Trumps Plan wird in dieser Form nicht umgesetzt werden. US-Medien nannten ihn in ersten Reaktionen "Science-Fiction" oder "Dead on arrival" - eine Totgeburt.

Das Haushaltsrecht liegt beim Kongress. Dieser hatte erst vor wenigen Tagen den laufenden Haushalt mit einem Plus von 300 Milliarden Dollar über zwei Jahre verabschiedet - mit erheblichen Bauchschmerzen der Republikaner, die bisher traditionell auf Haushaltsdisziplin pochten. Dazu kommt, dass Trumps Entwurf vom Montag den jüngst verabschiedeten Haushalt zum einen noch nicht voll berücksichtigt und ihm zum anderen in Grundzügen widerspricht.

Schwerpunkte: Verteidigung und Infrastruktur

4,4 Billionen US-Dollar: Trumps "Wunschkatalog"
MIAMI, FL - FEBRUARY 12: Construction workers build along State Road 836 on February 12, 2018 in Miami, Florida. President Donald Trump announced his infrastrucure proposal today in which he plans on investing at least $1.5 trillion on new projects, shorten permitting time to two years, invest in rural projects and improve worker training. Joe Raedle/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++

Trotz der geringen Chancen unterstreicht der Plan, auf welche Bereiche die Regierung im Wahljahr 2018 ihre Schwerpunkte legen könnte: Verteidigung, Grenzsicherheit, Infrastruktur. Im Herbst stehen die sehr wichtigen Kongresswahlen an, bei denen Trumps Republikaner fürchten müssen, ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus zu verlieren.

Allein das Pentagon soll nach Trumps Haushaltsentwurf 686 Milliarden Dollar bekommen, insgesamt umfasst der Bereich der nationalen Sicherheit einschließlich des Grenzschutzes 716 Milliarden oder sieben Prozent mehr. Für die Mauer an der Grenze zu Mexiko sieht das Papier 18 Milliarden US-Dollar vor. Andere Ministerien müssten deutliche Abstriche machen: Das Außenministerium verlöre 27 Prozent seines Etats, die Umweltschutzbehörde EPA 37 Prozent.

Brief der Generäle

Vor der Veröffentlichung des Budgets hatten mehr als 150 ehemalige Generäle dazu aufgerufen, von drastischen Kürzungen im Budget des Außenministeriums und der Entwicklungshilfe abzusehen. Die Krisen der heutigen Zeit ließen sich nicht allein mit militärischen Mitteln lösen, hieß es in einem Brief, den unter anderem der frühere CIA-Chef David Petraeus sowie der ehemalige Oberbefehlshaber der US- und NATO-Truppen in Afghanistan, General Stanley McChrystal, unterzeichnet hatten.

Medicaid & Co.: Trump will bei Armen kürzen

4,4 Billionen US-Dollar: Trumps "Wunschkatalog"
(FILES) This file photo taken on February 25, 2017 shows people protesting Trump administration policies that threaten the Affordable Care Act, Medicare and Medicaid, near the Wilshire Federal Building in Los Angeles,ÊCalifornia. Donald Trump's administration moved January 11, 2018 to let states require that able-bodied adults work in order to receive health care benefits through Medicaid, a pillar of the US social safety net. The policy change would mark the first time the publicly funded program, which has insured the health needs of the poor and disabled since its creation in the 1960s, has been allowed to require work for benefits. / AFP PHOTO / DAVID MCNEW

Kürzen will das Weiße Haus auch bei Sozialprogrammen, etwa bei Medicaid. Das ist eine Gesundheitsfürsorge für Menschen mit geringem Einkommen. Die Republikaner haben seit längerem Einsparungen bei solchen Programmen und bei Essensmarken im Auge. Das stößt auf erbitterten Widerstand der Demokraten. Die demokratische Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus, Nancy Pelosi, erklärte, Trumps Entwurf sei eine "brutale Sammlung" gebrochener Versprechen. Er zeige, dass der Präsident keinen Wert lege auf die Zukunft von Senioren, Kindern und arbeitenden Familien.

In dem Entwurf gibt Trump das Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes auf - das ist eigentlich ein Kernanliegen der Republikaner. Im vergangenen Jahr hatte das Weiße Haus noch ein Plus für das kommende Jahrzehnt vorausgesagt. Mit dem nun vorgelegten Vorschlag würden bis 2028 rund 7 Billionen Schulden auf das Defizit draufgeschlagen. In dem Papier erkennt Trump stillschweigend an, dass sich die zum Jahreswechsel verabschiedete Steuerreform über einen längeren Zeitraum negativ auf die US-Verschuldung auswirkt.

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