Arsen-Morde: Polin bekämpft Gutachten

Arsen-Morde: Polin bekämpft Gutachten
Die verdächtige Pflegerin zweifelt die toxikologische Analyse der Fingernägel der Toten an. Die U-Haft wurde verlängert.

Die 51-jährige Bogumila W., die zwei Pensionisten mit Arsen vergiftet haben soll, beginnt zu kämpfen. Bis jetzt hatte sie sich nur daheim in Polen für die Vorwürfe geschämt und wenig dazu gesagt, nun setzt sich die Pflegerin – deren U-Haft um weitere zwei Monate verlängert wurde – inhaltlich mit dem Gutachten des Gerichtsmediziners Prof. Christian Reiter auseinander.

Nach Exhumierung der Leichen von Herbert Ableidinger, 68, und Alois F., 62, die unter Bogumila W.s Händen rasch dahingeschieden sein sollen, fand Reiter in Haaren und Fingernägeln hohe Mengen von Arsen. Die Polin, die in der U-Haft medizinisch betreut wird, unterhält sich angeblich eingehend mit Ärzten über diese toxikologischen Analysen. Sie hat ihrem Verteidiger Timo Gerersdorfer schriftliche Anweisungen übergeben, wie sie das Gerichtsgutachten hinterfragt haben möchte. Vor allem das Nachwachsen von Nägeln und die Arsenkonzentration, die der Sachverständige daraus ableitet, haben es ihr angetan.

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Der Anwalt hält Prof. Reiter für einen äußerst kompetenten Experten und hat Zweifel, ob man das Gutachten erschüttern kann. Viel mehr müsse die Staatsanwaltschaft beweisen, woher seine Mandantin das Arsen bezogen haben soll.

Bei einer Hausdurchsuchung in Polen, wo Bogumila W.s Sohn und Ehemann leben, wurde kein Gift gefunden. Allerdings entdeckte man beim Sohn die Briefmarkensammlung eines 80-jährigen Wieners, den die Pflegerin bis zu ihrer Verhaftung betreut hatte. Im Blut dieses Mannes wurden keine erhöhten Arsenwerte festgestellt. Er liegt derzeit aus natürlicher Ursache im Krankenhaus und soll dort demnächst kontradiktorisch zur Frage einvernommen werden, ob er die Markensammlung dem Sohn seiner Pflegerin geschenkt hat oder womöglich bestohlen wurde. Die Staatsanwaltschaft Krems ermittelt auch gegen den Sohn, allerdings nur wegen des Verdachts vermögensrechtlicher Delikte.

Gegen Mutter und Sohn W. wird es in dem auf einen Meter Höhe angewachsenen Gerichtsakt zwei getrennte Prozesse geben, voraussichtlich Ende des Jahres. Ein ungeklärter dritter Todesfall wird dabei nicht zum Thema gemacht: Bogumila W., der eine Anklage wegen Doppelmordes droht, hatte 2006 eine Frau in Maria Enzersdorf drei Monate lang bis zu deren Tod gepflegt, wurde zu den näheren Umständen bisher aber nicht einmal noch befragt.

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