Archäologie: Verlockende Schätze im Meer

Archäologie: Verlockende Schätze im Meer
Die Gewässer werden ausgebeutet: nicht nur von Fischern, auch von Schatzsuchern auf der Jagd nach Gold und Silber.

Mehr als drei Millionen Schiffswracks aus den vergangenen vier Jahrtausenden schlummern auf dem Grund der Meere. Der aktuellste Fund gelang der US-Bergungsfirma Odyssey Marine Exploration vor der Küste Irlands: die britische SS Gairsoppa war 1941 von einem deutschen U-Boot versenkt worden. Insgesamt warten laut Expertenschätzungen rund 30 Milliarden Euro an Schmuck, Gold, Silber und Geld auf Finder. Weltweit betreiben ca. 60 Unternehmen das riskante Geschäft der professionellen Schatzsuche im Wasser - zum Ärger der Wissenschaft, erklärt Cyril Dworsky vom österreichischen Unterwasserarchäologie-Institut triton. "Das sind Geschäftemacher."

Wie gelingen Funde wie jener der SS Gairsoppa?
Mit großem Aufwand und akribischer Vorbereitung. Von den ersten Recherchen bis zur Bergung vergehen mehrere Jahre, die Kosten erreichen Millionenhöhe. Rechercheure, die alte Seekarten, Logbücher, und Frachtbriefe studieren, verlangen bis zu 30.000 Euro. Im Fall der SS Gairsoppa kein Problem. Durch einen Vertrag mit dem britischen Verkehrsministerium stehen der Finderfirma 80 Prozent des Wertes des Fundes zu. Die Ladung aus Edelmetall ist mehr als 100 Millionen Euro wert. Die Bergung soll im Frühjahr 2012 beginnen.

Welche technischen Möglichkeiten haben moderne Schatzsucher?
Neben der Grundlagenarbeit ist der Einsatz von ferngesteuerten Tauchbooten
(Remotely Operated Vehicles, ROV) in der Tiefsee unerlässlich. Spätestens bei 318 Metern ist für Taucher mit Pressluftflasche Schluss. Die Zeus, das Tauchboot der Odyssey-Firma, erreicht eine maximale Tiefe von 2500 Meter. Das Boot ist unter anderem mit Sonar und Magnetometer ausgestattet. Vor der Bergung wird ein sogenanntes Fotomosaik des Wracks aus Tausenden Einzelbildern erstellt.

Was passiert nach der erfolgreichen Bergung?
Die Funde werden von angestellten Archäologen katalogisiert und verkauft. Dworsky: "Das sind Feigenblatt-Wissenschaftler, die nie etwas publizieren. Was nützt die schönste Dokumentation, wenn der Forscher keinen Überblick über den Originalbestand hat."

Sollte man die Jagd nach den Schätzen des Meeres generell verbieten?
Experte Cyril Dworsky meint: "Ja, dort wo es historisch Sinn macht, sollten Wracks der Forschung vorbehalten sein, bzw. zur Gänze dem Staat überlassen werden." Wie zum Beispiel im Fall der 3000 spanischen Schiffe, die vor 500 Jahren in der Karibik untergingen, beladen mit den Schätzen der Inkas, Mayas und Azteken. Für den Unterwasser-Forscher "ist aber weniger das Edelmetall im Frachtraum, sondern die spanische Schiffsbautechnik interessant".

Gibt es in Österreich versunkene archäologische Schätze?
Seit Juni 2011 gibt es das UNESCO-Weltkulturerbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen". Unter den 111 Fundstellen liegen fünf in Kärnten und Oberösterreich (Keutschacher See, Attersee, Mondsee). "Die Auszeichnung ist mit keiner Förderung verbunden, sie hilft uns aber der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass wir ein Kulturerbe haben, das auf einer Stufe mit Stonehenge oder den Pyramiden steht", sagt Dworsky. Die Regelung bei zufälligen Schatzfunden in Österreich lautet: je 50 Prozent für Finder und Grundeigentümer.

Gerätekunde: Was Schatztauchern bei der Suche hilft

Magnetometer Sind Objekte von Schlamm oder Sand bedeckt, sind sie für Taucher und Kameras nicht erkennbar. Hier werden Magnetometer oder Eisendetektoren eingesetzt. Sie messen das Magnetfeld und zeigen Anomalien an. Selbst Waffen erzeugen eine Magnetfeldstörung, die groß genug ist, um erkannt zu werden - vorausgesetzt, es sind nicht zu viel Eisenteile an der Gewässersohle.

ROV Das Remotely Operated Vehicle (ROV) besteht aus einer fahrbaren, ferngesteuerten Kamera, die Online mit einem Monitor an der Wasseroberfläche verbunden ist. An der Kamera ist ein Greifarm befestigt, der es auch ermöglicht, Objekte zu bergen. Das ROV setzt eine Sichtweite von mindestens 0,5 Meter voraus und kann sogar in kontaminierten Gewässern eingesetzt werden.

Sidescan-Sonar Dieses Gerät besteht aus einem sogenannten "Fisch", der hinter oder am Boot durch das Wasser gezogen wird. Der Fisch dient als Schallgeber und Empfänger, der alle Daten an einen Rechner an Bord weitergibt. Diese werden zu dreidimensionalen Bildern der Gewässersohle verarbeitet. So können Objekte ab der Größe
einer Cola-Dose erkannt werden.

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