Anschläge in Nigeria - Über 160 Tote

Anschläge in Nigeria - Über 160 Tote
Ziele der koordinierten Serie von Anschlägen am Freitagnachmittag waren das Polizeihauptquartier sowie drei weitere Polizeistationen.

Bei der koordinierten Anschlagsserie im Norden Nigerias sind nach jüngsten Angaben mehr als 160 Menschen getötet worden. Mindestens 162 Leichen seien nach den Angriffen in Kano im Norden des Landes in die größte Leichenhalle der Stadt gebracht worden, sagte ein Mitarbeiter der Einrichtung, der namentlich nicht genannt werden wollte, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. "Seit vergangener Nacht bringen Hilfsorganisationen, die an der Bergung der Toten beteiligt sind, Leichen hierher."

Ziele der koordinierten Serie von Anschlägen am Freitagnachmittag waren das Polizeihauptquartier sowie drei weitere Polizeistationen in der zweitgrößten Stadt Nigerias im Norden des Landes. Die radikalislamische Sekte Boko Haram bekannte sich telefonisch bei mehreren nigerianischen Medien zu den Anschlägen und bezeichnete sie als "Vergeltungsmaßnahmen" nach jüngsten Verhaftungen von Mitgliedern der Terror-Organisation.

Heckenschützen

Die Behörden hatten am Freitagabend eine 24-stündige Ausgangssperre über die Millionenstadt verhängt. Am Samstagmorgen waren Schüsse zu hören. Ein Journalist war am Freitag bei Interviews mit Augenzeugen der Anschläge von einem Heckenschützen getötet worden.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Anschläge. "Die blutigen Angriffe auf Christen und staatliche Stellen sind eine große Gefahr für den inneren Frieden im Vielvölkerstaat Nigeria", hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme des Auswärtigen Amtes in Berlin. Extremistischen Gruppen wie Boko Haram müsse "so schnell wie möglich das Handwerk gelegt werden".

Islamistischer Terror

Nigeria leidet seit langem unter dem Terror der Islamisten, die ihre Basis im überwiegend islamischen Norden des bevölkerungsreichsten Staates in Afrika haben. In den Weihnachtstagen und Anfang Jänner waren bei Bombenanschlägen und Überfällen auf christliche Kirchen Dutzende von Menschen getötet und viele andere verletzt worden. Nigerias Präsident Goodluck Jonathan hatte vorübergehend den Ausnahmezustand über vier Regionen verhängt und die Grenzen zu Nachbarländern schließen lassen.

Vor drei Wochen hatten die Islamisten den Christen im überwiegend muslimischen Norden Nigerias ein Ultimatum gestellt. Sie sollten innerhalb von drei Tagen die Region verlassen. Die Boko Haram lehnt jeden westlichen Lebensstil und das Christentum strikt ab. Mindestens 10.000 Christen waren nach Angaben des Roten Kreuzes aus dem Norden geflohen. In den vergangenen Wochen wurde Nigeria auch durch gewalttätige Proteste und einen Generalstreik in vielen Teilen des Landes gegen die Erhöhung der Benzinpreise erschüttert.

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