"Alphabet-Morde": 78-Jähriger vor Gericht

"Alphabet-Morde": 78-Jähriger vor Gericht
Der "Alphabet-Killer" aus New York - die Namen seiner Opfer trugen die selben Anfangsbuchstaben wie die Tatorte - könnte gefasst sein.

Man könnte meinen, es sei der Plot eines Psychothrillers. Rochester, New York, in den 70er Jahren – drei Leichenfunde skurriler Art versetzen Medien und Bevölkerung in Aufregung: Es sind die Leichen dreier Mädchen, deren Namen dieselben Anfangsbuchstaben trugen wie die Orte, an denen ihre Körper gefunden wurden - Carmen Colon in Christchurch, Wanda Walkowicz in Webster, Michelle Maenza in  Macedon.

Der Mörder wird nie gefunden. Zwar geht die New Yorker Polizei mehreren Spuren nach, aber ein definitiver Beweis wird nie erbracht – der bislang letzte in der Reihe der Verdächtigen wird erst 2007 aufgrund eines DNA-Test für unschuldig erklärt.

Keine Zufälle

"Alphabet-Morde": 78-Jähriger vor Gericht

Jetzt aber sitzt mit Joseph Naso ein 78-jähriger Mann in Haft, der für die grausigen Taten verantwortlich sein könnte. Er wird des Mordes an vier Frauen bezichtigt; vier anderen jedoch als jene in New York. Naso soll in Kalifornien Prostituierte ermordet haben. Ihre Namen: Pamela Parsons, Tracy Trafoya, Roxene Roggasch – und Carmen Colon. Das letzte Mordopfer trägt denselben Namen wie das zehnjährige Mädchen aus New York. Zufall? Der Staatsanwalt glaubt nicht daran.

Auch ein führender Ermittler glaubt nicht an eine Koinzidenz. In Interviews – etwa mit dem britischen Guardian – wurden mehr als grausige Details zu Protokoll gegeben, die einen Einblick in die Psyche des mutmaßlichen Täters geben sollen.

So wird etwa davon erzählt, wie man Naso auf die Schliche kam – hier war es Zufall, bei einer Routinekontrolle der Polizei. Der damals 77-Jährige war auf Bewährung - wegen Ladendiebstahls; die Exekutive durchsuchte Nasos Wohnung deshalb auf Drogen, Waffen, Alkohol. Was sie fand, war ein "Tagebuch des Terrors", wie die Exekutivbeamten das Journal nannten, im dem Naso seine Taten auflistete.

"Mädchen im nördliche Buffalo Woods. Sie war wirklich hübsch. Musste sie zuerst k.o. schlagen", liest sich dort. Oder: "Salina, Mädchen aus Kansas; bin ihm gefolgt und habe es in einem Fred-Astaire-Tanzstudio kennengelernt. Sie war wunderschön. Großartige Beine in Nylons und Stöckelschuhen. Musste sie in meinem Auto in einer kalten Winternacht vergewaltigen. Schneesturm."

Liste der Opfer

Sätze wie diese und unzählige Fotos von Frauen, die auf den Bildern bewusstlos oder gar leblos erscheinen, lassen die Ermittler bei der Hausdurchsuchung erstarren. Fotos von den zwei ermordeten Prostituierten aus Kalifornien sind auch dabei. Die Namen der beiden Frauen finden sich auch auf einer Liste Nasos. Möglicherweise gibt es noch weitere Opfer – die Namen der restlichen Frauen auf der Liste konnten noch nicht zugeordnet werden.

Nun sitzt der 78-Jährige in Haft, ist des Mordes in vier Fällen angeklagt. Die Parallelen zu den Fällen in New York lassen sich nicht von der Hand weisen – ebenso wenig übrigens wie die Ähnlichkeiten zu Agatha Christies Buch "ABC Murder". In allen Fällen hatten die Mordopfer dieselben Anfangsbuchstaben.

Das Material, das die Exekutivbeamten in Nasos Wohnung zutage gefördert haben, lässt zudem darauf schließen, dass die acht bekannten Fälle nur die Spitze des Eisbergs sind. Fotos von 66 Frauen etwa, die Naso in einer Sicherheitsbox verwahrt hatte – inklusive Personalausweisen und Pässen diverser Frauen - deuten darauf hin.

Naso selbst lässt dies bislang unbeeindruckt. Er verzichtet sogar auf einen Anwalt, verteidigt sich selbst – und spricht von den Fotos nackter, lebloser Frauen nur in romantischer Art. Die Frauen hätten dies alle freiwillig gemacht: "Ich kann vermutlich die Hälfte aller hier anwesenden Frauen dazu bringen, sich aus freiem Willen auszuziehen", sagt der 78-Jährige im Gerichtssaal.

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