Alltagskorruption

Helmut Brandstätter
Die Politiker sind an allem schuld. Wirklich? Auch am alltäglichen Steuerbetrug?

Unsere Politik muss jetzt ganz sauber sein, jede Form von Korruption und illegaler Parteienfinanzierung muss hart verfolgt werden. Die Forderungen hört man im Moment überall, von den Stammtischen bis ins Parlament. Gut so. Aber es soll niemand so tun, als würden Politiker in einem Paralleluniversum ohne jeglichen Bezug zum österreichischen Alltag leben. Wer die Frage „Brauchen S’ a Rechnung?“ noch nie verwendet oder immer mit einem überzeugten „Aber ja“ beantwortet hat, zählt zu einer Minderheit. Wahrscheinlich gibt es mehr Österreicher, die schon dicke Kuverts für kleine Gefälligkeiten entgegengenommen haben.

Umgekehrt hat einen Orden verdient, wer Nachhilfestunden versteuert oder Handwerker nie in bar bezahlt hat. Steuern hinterziehen ist auch eine Form von Korruption. Leute, die sich als Spitzen der Gesellschaft fühlen, jedenfalls spitzenmäßig verdienen, dürften in den letzten Jahren viel Geld in die Schweiz umgeleitet haben. Jetzt kommen sie zum Teil straffrei davon, wenigstens profitiert unser löchriges Budget davon. Immer nur mit dem Finger auf die Politiker zeigen, wird schön langsam fad. Wir alle brauchen einen genaueren Blick darauf, was dem Gemeinwesen schadet.

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