Alkoholismus: Indianer klagen Brauereien

Bei den Oglala-Sioux in South Dakota grassiert der Alkoholismus: Der Stamm klagt deshalb Brauereien auf eine halbe Milliarde Dollar.

Seit 180 Jahren ist Alkohol im Indianerreservat Pine Ridge streng verboten. Dennoch kämpfen die dort lebenden Oglala-Sioux mit den Folgen chronischer Alkoholabhängigkeit vieler Stammesmitglieder. Das Reservat umfasst einige der ärmsten Landstriche der USA. Die Lebenserwartung liegt "zwischen 45 und 52 Jahren", heißt es in der Klage. Jedes vierte Kind leide an Spätfolgen wegen Alkoholkonsums von Schwangeren.

Wer trinken will, muss nur die nahe Grenze zu Nebraska überschreiten – dort finden sich in dem Dorf Whiteclay gleich vier Spirituosengeschäfte. Täglich werden laut Schätzungen mehr als 13.000 Dosen Bier verkauft. Der Großteil gelangt ins Indianerreservat.

Laut dem Stammesrat der Oglala-Sioux haben die Brauereiunternehmen wissentlich zum Alkoholkonsum und seinen Folgen in Pine Ridge beigetragen. Die Bierbrauer und Händler täten nichts, um den Alkoholschmuggel zu unterbinden. In ihrer Verzweiflung, so die Stammesältesten, bleibt ihnen nur noch der Weg über die Justiz, um die Jugend zu schützen.

380 Millionen Euro

Die Indianer wollen von den Brauereien umgerechnet 380 Millionen Euro Schadenersatz für Gesundheits- und andere Folgen des Alkoholmissbrauchs. "Der Alkohol zerstört unsere Gemeinschaft", sagt John Yellow Bird Steele, Präsident der Oglala-Sioux.

"Ich habe den Gouverneur und die Abgeordneten Nebraskas getroffen, doch die sind machtlos", sagt Steele. Für den Stamm sei der Alkoholmissbrauch auch finanziell ein großes Problem: "95 Prozent der Kosten unseres Gesundheitssystems und 90 Prozent der Fälle vor Gericht sind auf Alkoholismus zurückzuführen."

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