Abschied von der großen Kriegsmacht USA

Abschied von der großen Kriegsmacht USA
Das US-Militär wird gestutzt. Nach Obamas Plänen wird man zwei Kriege – wie in Irak und Afghanistan – nicht mehr führen können.

Nach Hause geht es in diesen Tagen für Zehntausende US-Soldaten: Die Truppen aus dem Irak sind heimgekehrt, der Abzug aus Afghanistan kommt ins Rollen. Nach Hause aber soll es demnächst auch für Tausende GIs gehen, die in Deutschland, Italien und Belgien stationiert sind. Das sieht die neue US-Verteidigungsstrategie vor, die US-Präsident Barack Obama am Donnerstag gemeinsam mit Pentagon-Chef Leon Panetta präsentierte. Sie hat vor allem ein Ziel: sparen, sparen, sparen.

Und dafür ist man offensichtlich auch bereit, Grundlinien der US-Verteidigungspolitik neu zu ziehen. So will man in Zukunft auf die sogenannte "Zwei-Kriege-Strategie" verzichten. In ihrer heutigen Fassung von George Bush senior nach dem Ende des Ersten Golfkriegs formuliert, soll sie die Fähigkeit der US-Streitkräfte garantieren, auf zwei Schauplätzen gleichzeitig Kriege führen zu können. Gerade in den letzten Jahren war sie besonders gefragt: Die Kriege im Irak und in Afghanistan haben das US-Militär tatsächlich bis zur absoluten Auslastung gefordert.

Einschnitte bei Armee und Marines

Fast beschwichtigend betont die neue Strategie, dass man auch weiterhin in der Lage sein werde, "einen zweiten Feind abzuschrecken". Doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 15 Prozent der Einheiten von Armee und Marines sollen aufgelöst werden. Damit streicht man genau jene Truppen zusammen, die lange andauernde Bodenoperationen ausführen können.

Weitgehend verschont bleiben dagegen Marine und Luftwaffe. Sie übernehmen die militärische Hauptrolle in Obamas weltpolitischer Strategie. Und die hat ihren Schwerpunkt in Ostasien. Amerika will sich viel mehr als in den vergangenen Jahrzehnten als pazifische Großmacht positionieren und dabei vor allem Chinas Expansionskurs entgegentreten.
Dabei vertraut man nicht nur auf konventionelle militärische Strategie. Ganz deklariert spricht die neue Doktrin von der Entwicklung und Verbesserung neuer High-tech-Waffen. Mit ihnen will man etwa auf Chinas hochmodernes Waffenarsenal – von Langstreckenraketen bis zu komplexen Radarschilden – antworten.

Rüstungsindustrie warnt

Insgesamt will das Pentagon mindestens 500 Milliarden US-Dollar in den kommenden zehn Jahren einsparen. Wobei Obama betont, dass man trotzdem weiterhin Jahr für Jahr mehr Geld fürs Militär ausgebe. Die US-Rüstungsindustrie sieht trotzdem harte Zeiten auf sich zukommen, und warnt vor dem Verlust Hunderttausender US-Arbeitsplätze. So hat Boeing bereits die Schließung einer seiner Fabriken für Militärflugzeuge angekündigt.

Wo und bei welchen Waffen im Detail gespart wird, darüber gibt die neue Strategie noch keine detaillierte Auskunft. Hinter den Kulissen in Washington aber ist das Tauziehen um militärische Milliarden im Gange.

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