90 Jahre für ein starkes Israel

90 Jahre für ein starkes Israel
Der Förderfonds Keren Hajessod feiert Jubiläum. Die 1920 zum Aufbau des Staates Israel gegründete Stiftung unterstützt heute Juden und Palästinenser.

Auf Deutsch heißt "Keren Hajessod" schlicht "Stiftungsfonds". Die Hauptziele des durch Spenden finanzierten Fonds bestehen in der Rettung von Juden aus Gefahrenzonen weltweit und in der Unterstützung und Eingliederung von Einwanderern in die israelische Gesellschaft. Gleichzeitig fördert der Keren Hajessod die jüdische Erziehung von Jugendlichen in aller Welt.

In Zeiten großer Unsicherheit über die Entwicklung des neuen Antisemitismus in Europa - erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass 30 jüdische Familien aus dem schwedischen Malmö flohen, weil sie über Jahre hinweg Anfeindungen durch muslimische Extremisten ausgesetzt waren - betont der Keren Hajessod seine liberale Grundhaltung: Der 1920 zum Aufbau von "Eretz Israel", also des Staates Israel, gegründete Fonds fördert heute als unpolitische, der kulturellen Vielfalt und Gemeinsamkeit aller Kräfte verpflichtete Organisation bevorzugt Projekte für ein aufgeklärtes, vielfältiges Israel. So sollen etwa gemeinsame Bildungsprogramme für junge jüdische, muslimische und christliche Jugendliche die junge Generation auf ein Leben miteinander vorbereiten und so Frieden in der Region möglich machen.

Entsprechend der Grundstimmung des Keren Hajessod präsentierten sich die Ansichten der Gäste, die am 14. März zur 90-Jahr-Feier ins Wiener Hotel Marriott kamen, vielfältig: Kritik an der Siedlungspolitik der israelischen Regierung war ebenso zu hören wie die Hoffnung auf eine Zweistaatenlösung. Grundtenor: "Hauptsache, die einfachen Menschen können endlich in Frieden leben."

Demokratie heißt Kompromisse schließen

90 Jahre für ein starkes Israel

Höhepunkt des Festakts im Wiener Marriott war die Ansprache des Politikwissenschafters und israelischen Masterminds Professor Shlomo Avineri. "Die israelische Regierung hat bekanntermaßen Probleme damit, Bauprojekte bekannt zu geben", meinte er trocken zu Beginn seiner Rede. "Doch bei allen Problemen, die durch die verschiedenen Interessensgemeinschaften in den Verhandlungen miteinander auftreten, muss man erkennen, dass Lösungen in einer demokratisch geprägten Gesellschaft nicht einfach von einer Gruppe diktiert werden können. Verhandlungen sind langwierig, aber so verläuft der demokratische Prozess: dass man alle Seiten hört und einen Kompromiss findet."

In seiner viel beklatschten Rede erläuterte Shlomo Avineri die Hauptprobleme, denen sich Israel auf dem Weg zu einem eigenen Palästinenserstaat gegenüber sieht. Unter dem Radarschirm der medialen Wahrnehmung zeige sich jedoch eine erfreuliche Entwicklung: "Abseits von Pressekonferenzen und öffentlichen Statements arbeiten Juden und Palästinenser gemeinsam am Aufbau einer tragfähigen Infrastruktur für eine selbstverwaltete Westbank." Besonders hob Prof. Avineri dabei die Rolle des ehemaligen britischen Premiers Tony Blair hervor: "Er ist da sehr aktiv. Und was wir sehen, macht uns Mut, dass nicht heute und nicht morgen - aber zu einem bestimmten Zeitpunkt ein palästinensischer Staat Realität werden kann."

Auch das gehört zu den selbst gewählten Aufgaben des Keren Hajessod - Informationen zu liefern, die in keiner Zeitung stehen.

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