Soziale Medien: Starke Unterstützung für IS in Belgien

Mutmaßlicher Terror-Drahtzieher stammte aus Belgien: Abdelhamid Abaaoud
Eine Studie über die Tendenz von arabischsprachigen Postings bestätigte Belgiens Status als Islamistenhochburg - lange vor den Anschlägen von Paris.

Die islamistisch motivierten Anschläge von Paris sind zum Teil von Belgien aus vorbereitet worden. Der Brüsseler Stadtteil Molenbeek, Heimat des mutmaßlichen Terror-Drahtziehers Abdelhamid Abbaoud, war den Geheimdiensten bereits als Islamistenhochburg bekannt. Eine bereits Ende 2014 im Guardian veröffentlichte Social-Media-Studie hat vergleichsweise große Sympathien für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS/Daesh) in der arabischsprachigen Bevölkerung Belgiens festgestellt und verdient daher noch einmal nähere Betrachtung.

31 von 100 Postings in arabischer Sprache, also rund ein Drittel, sind demnach in dem EU-Kernland wohlwollend gegenüber dem IS. In Großbritannien sind es 24 Prozent, in Frankreich sind es nur 21 Prozent, in Deutschland 16 Prozent. Italienische Statistiker von VOICES from the Blogs werteten vergangenes Jahr von Juli bis Ende Oktober mehr als zwei Millionen Kommentare auf Twitter und Facebook aus, die in arabischer Sprache verfasst wurden. Die Studie wurde in ausgewählten Ländern durchgeführt, Österreich war nicht darunter. In den USA kamen die Forscher auf eine Quote von 21 Prozent, in der Türkei auf 22 Prozent.

Viele Pro-IS-Postings in WM-Land Katar

In den arabischen Ländern zeigt sich ein interessantes Bild: Jene Staaten, die nicht direkt mit dem militärischen Kampf des "Islamischen Staates" konfrontiert sind, weisen wesentlich mehr Begeisterung für den IS auf. So sind in Pakistan 35 Prozent der arabischsprachigen Postings zum IS positiv gefärbt. Im reichen Golfstaat Katar betrifft dies sogar jedes zweite Posting (48 Prozent). In der Studie ist das Land, in dem 2022 die Fußball-WM stattfinden soll, somit einsamer Spitzenreiter.

Wenig Sympathie in Syrien

In Syrien, wo der IS-Terror am meisten tobt, sind lediglich 8 Prozent der Postings über die Terrormiliz positiv, im Irak sind es knapp 20 Prozent, genauso wie in Saudi-Arabien. Starke Unterschiede gibt es in den nordafrikanischen Staaten: Während es in Ägypten 22 Prozent zustimmende Postings und in Libyen 24 Prozent gibt, sind es in Algerien 18 Prozent und in Tunesien gar nur 10 Prozent.

Der Islamische Staat wirbt in den sozialen Medien intensiv um Mitstreiter. Eine US-Studie konnte im vergangenen Jahr 46.000 Twitter-Konten Unterstützern des IS zuordnen. Forscher des Politikinstituts Brookings in Washington fanden die meisten Twitter-Nutzer mit IS-Verbindungen in Saudi-Arabien, gefolgt von Syrien, dem Irak und den USA.

Twitter-Krieg

Die Hacker-Gruppierung Anonymous hat unmittelbar nach den Pariser Anschlägen den Twitter-Krieg gegen den IS eröffnet. Der Twitter-Account OpParis berichtete, dass im Rahmen der gleichnamigen Aktion bereits 5.500 Twitter-Nutzer, die im Zusammenhang mit IS stehen, gelöscht wurden. Laut der britischen Tageszeitung The Independent wurden zudem auch Listen mit Webseiten, Twitter- und Facebook-Konten von IS-Mitgliedern veröffentlicht. Zumindest ein Europäer, der Mitglieder für IS anwirbt, wurde demnach bereits von Anonymous enttarnt.

Der "Islamische Staat" hat laut einem Bericht des Branchenportals Business Insider seine Mitglieder über Sicherheitsmaßnahmen informiert. Über den Nachrichtendienst Telegram soll das Terrornetzwerk Kontakt zu seinen Mitgliedern aufgenommen haben: "Öffnet keine Links, deren Quelle ihr nicht kennt". Weiters soll der IS seine Mitglieder angewiesen haben, ihre IP-Adressen regelmäßig zu ändern.

Bereits im Dezember 2014 sollen IS-Mitglieder laut der bereits erwähnten Brookings-Studie die strikte Anweisung bekommen haben, auf ihren Smartphones GPS zu deaktivieren, um eine Ortung zu erschweren. Für den Fall der Nichtbefolgung wurde gedroht, dass die entsprechenden Mobiltelefone zerstört würden. Die Nachforschungen von Brookings ergaben, dass dieser Befehl größtenteils missachtet wurde.

Spielkonsolen als Kommunikationskanal

Belgiens Innenminister Jan Jambon erklärte, dass IS-Kämpfer in Europa auf die Kommunikationsmöglichkeiten der Playstation 4 zurückgreifen. Die Chats bei Online-Spielen seien besonders schwer zuzuordnen, berichtet Forbes. Erste Berichte, wonach die populäre Konsole auch bei Hausdurchsuchungen in Belgien gefunden worden seien, konnten nicht bestätigt werden.

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