Scout Plessl soll Beach-Volleyballlern Aufstieg ermöglichen

Scout Plessl soll Beach-Volleyballlern Aufstieg ermöglichen
Beach-Volleyball hat sich in den vergangenen Jahren zur hochentwickelten Sportart gemausert. Ohne einen guten Betreuerstab und eine gediegene Vorbereitung ist kaum noch ein Satz zu holen. Wesentliches Element der Einstimmung auf ein Spiel ist der Scout. Mit dessen Hilfe werden vergangene Spiele der Gegner analysiert bzw. die Gegner geradezu seziert. Österreichs Mann dafür heißt Martin Plessl.

Der Steirer ist kurz vor den Olympischen Spielen 2012 in London teilzeitmäßig in diese Branche eingestiegen und wurde danach vom Österreichischen Volleyball-Verband (ÖVV) Vollzeit verpflichtet. Clemens Doppler/Alexander Horst sowie Alexander Huber/Robin Seidl spielen mittlerweile kein Match mehr, ohne die Expertise Plessls einzuholen. Klar ist er auch bei den Spielen in Rio vor Ort. Da trägt er den bestmöglichen Beitrag zu einem bestmöglichen Erfolg bei.

Für Seidl ist Plessl der Perfektionist schlechthin: "Martin Plessl will immer der Beste sein. Der ist so ehrgeizig und arbeitet so geil", äußerte sich der Kärntner vollauf begeistert. "Wir haben alle Spiele, die wir brauchen, und alle Statistiken, um eine gute Defense (Verteidigung, Anm.) aufzustellen." Huber: "Wenn es richtig gut ausgearbeitet ist, ist er noch nicht zufrieden. Also, er macht es perfekt."

Dafür aber ist stundenlange Vorarbeit vonnöten. "Wir hingegen müssen uns nur eine halbe Stunde hinsetzen, bis wir uns da durchgearbeitet haben", schätzt Huber die Analyse. Robert Nowotny etwa, Coach von Doppler/Horst, hat sich vor dem sensationellen Sieg gegen Alison/Bruno genau drei Partien auswerten lassen, um die beste Taktik gegen die Brasilianer herauszufiltern. Es hat perfekt funktioniert, die Lokalmatadore schlichen als Verlierer von der Copacabana.

Nowotny kann sich gar nicht mehr vorstellen, ohne Scouts auf der Tour zu sein. "Das ist das Um und Auf, dass du mittlerweile den Gegner mit Videoanalysen zerlegen kannst und auch eigenständig für dein Training Rückschlüsse bekommst", sagte der Olympia-Teilnehmer 2004. "Das machen die großen Nationen, das ist gang und gäbe. Und wir sind da jetzt auch so gut aufgestellt. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum wir da so mithalten können."

Die Arbeit des Scouts ist kein Honiglecken. Basis ist die Aufzeichnung auf Video. Für jeden einzelnen Spielzug muss er dann einen 14-stelligen Code eintippen. Wenn der Coach eine bestimmte Art von Spielzügen eines Teams analysieren will, genügt ein Knopfdruck, um es herauszufiltern. An einem World-Tour-Tag sind es etliche Matches, bei denen Plessl hochkonzentriert arbeiten muss. "Der kriegt nach so einem Arbeitstag Schädelweh", sagte Nowotny.

Für ihn sei der Schritt zur Bestellung eines Scouts ein ganz wichtiger für das österreichische Beach-Volleyball gewesen. "Es haben andere Nationen schon vor 2012 vorgelegt. Und wir sind da in Österreich nachgezogen und sind eine von den Nationen, die da super aufgestellt sind." Dass soll sich auch in den Gruppen-Finalspielen der Rio-Spiele auswirken, denn beide ÖVV-Teams haben den Aufstieg noch nicht fix in der Tasche.

Ganz schwierig ist Plessls Arbeit bei den abschließenden Gegnern von Huber/Seidl, Jefferson Santos Pereira/Cherif Younousse. Das deshalb, da die Katarer unberechenbar seien, wie Huber weiß: "Sie sind ein bisschen eine Wundertüte. Sie können manchmal ganz katastrophal spielen, manchmal aber sensationell. Da ist es wichtig, dass man konzentriert bei seinem Spiel bleibt und sich vom Gegner nicht beeinflussen lässt."

Huber/Seidl-Coach Helmut Voggenberger fiebert dem Match entgegen: "Wir werden noch einmal eine Show abliefern. Das Ganze ist eine sehr emotionale Geschichte", meinte er über den Sieg über das US-Paar Jared Gibb/Casey Patterson. Doppler/Horst wiederum gehen davon aus, dass sie auf die Kanadier Josh Binstock/Joshua Schachter von Plessl so gut eingestellt werden wie es vor dem Sieg gegen die Weltmeister Alison/Bruno der Fall war.

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