Das Feuer in Brasilien brennt - Rio-Spiele bunt eröffnet

Das Feuer in Brasilien brennt - Rio-Spiele bunt eröffnet
Farbenprächtig und ausgelassen, aber auch kritisch und anklagend - das Stimmungsbild der Eröffnungsfeier der XXXI. Olympischen Spiele im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro war gegensätzlich wie das Land. Um 23.27 Uhr Ortszeit (4:27 MESZ) erklärte Interimspräsident Michel Temer die Sommerspiele für eröffnet. Es sind die ersten der Geschichte in Südamerika.

Übertönt wurden die traditionellen Worte von einem lautstarken Pfeifkonzert. Für diesen Teil der Zeremonie hatte sich der Auftritt Temers allerdings nicht mehr vermeiden lassen. Rasch wurde laute Musik eingespielt. Am Beginn des Abends war hingegen nur Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, begrüßt worden, weil Pfiffe gegen Temer vermutet wurden und man das zu früher Stunde noch vermeiden wollte.

Das Olympische Feuer brachte der ehemalige Tennis-Star Gustavo Kuerten ins Stadion, die Flamme wurde vom ehemaligen brasilianischen Leichtathleten Vanderlei Cordeiro de Lima entzündet.

"Alle Brasilianer können heute sehr stolz sein. ... Wir haben immer an euch geglaubt", sagte Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees bei seiner Ansprache, bezugnehmend auf die schwierigen Zeiten, die Brasilien durchmacht. Von den Athleten forderte er Respekt gegenüber anderen und hieß ausdrücklich das Flüchtlingsteam des IOC willkommen. "Ihr sendet eine Botschaft der Hoffnung aus."

Carlos Arthur Nuzman, Chef des Organisationskomitees, meinte: "Der Olympische Traum ist nun eine wunderbare Realität." Man empfange die Welt mit offen Armen, er sei der stolzeste Mann der Welt.

Die Eröffnungsfeier war vielseitig. Anfangs brandeten mächtige Wellen durch das Stadion. Pflanzen wuchsen, Tiere krabbelten herum. Man erfuhr vom Leben der indigenen Völkern, die die Amazonasgebiete bewohnten, ehe von überall auf der Welt die Einwanderer kamen und das Farbenspiel blasser wurde. Um die Stimmung wieder anzuheizen, wurde Topmodell Gisele Bündchen einmal über den aktuell größten Laufsteg der Welt geschickt - quer durch das Maracana zu Bossa-Nova-Klängen als "Girl from Ipanema".

Bei heißen Sambaklängen und Favela-Kultur wurde die Stimmung immer ausgelassener. Es tanzten nicht nur die Künstler in ihren farbenprächtigen Kostümen in der Stadionmitte, sondern auch die Zuschauer auf den Rängen. Die anschließend gezeigten Auswirkungen des Klimawandels standen im krassen Gegensatz dazu, doch erschloss sich der Sinn bald. Der Einmarsch der Nationen begann und jeder Athlet erhielt ein Pflänzchen. Für jede Delegation gab es eine eigene Sorte. Daraus soll der Athleten-Wald in Deodoro entstehen: Die Athleten als Pflanzer dieser Erde.

Österreich war als 16. Nation an der Reihe, 41 Athleten hatten sich angemeldet, darunter das komplette, achtköpfige Segelteam sowie die sechs Tischtennisspieler, vier Judoka, Golfer Bernd Wiesberger und Dressurreiterin Victoria Max-Theurer. Sportschützin Olivia Hofmann, die Beachvolleyballer Alexander Huber/Robin Seidl und Tischtennisspielerin Sofia Polcanova absolvierten die mehrstündige Zeremonie am Vorabend ihrer ersten Wettkampfeinsätze.

"Die Eröffnungsfeier mitzuerleben, ist etwas ganz Besonderes", sagte Judoka Kathrin Unterwurzacher, wie alle in kurzer Lederhose, Jeanstrachtenjacke und Sportschuhe gekleidet. "Hoffentlich geht kein Wind", machte sich deren Kollegen Daniel Allerstorfer umsonst Sorgen um die zierliche Fahnenträgerin Liu Jia. Das Tischtennis-Leichtgewicht bestreitet die fünften Olympischen Spiele. "Ich habe schon als Kind immer die Eröffnungsfeier angesehen und mir gedacht, da will ich auch einmal dabei sein", erfüllte sich in Rio der Traum von Seglerin Tanja Frank.

207 Abordnungen marschierten bei angenehmen Temperaturen im brasilianischen Winter ein. Darunter auch Russland, das nach den Staatsdoping-Skandalen mit mindestens 274 Athleten in Rio antreten wird, eine kleine Mannschaft der Unabhängigen sowie bei tosendem Applaus das Team der Flüchtlinge unter Flagge des Internationalen Olympischen Komitees. Überboten wurde der Applaus für die Flüchtlinge nur von der Lärmkulisse beim Auftritt von Brasilien, das Gastgeberland zog traditionell am Schluss ein.

Nur rund 40 Staats- und Regierungschefs waren unter den Ehrengästen, darunter Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande, Argentiniens Präsident Mauricio Macri und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Die USA wurden durch Außenminister John Kerry vertreten. Österreich war von Regierungsseite nicht vertreten.

Nicht im Stadion war Brasiliens suspendierte Präsidentin Dilma Rousseff. "Ich bin traurig, dass ich die Feier nicht live und direkt sehen kann", schrieb sie auf Twitter. Aber nicht alle wollen die Spiele, in der Nähe des Stadions und an der Copacabana war es zu Protestkundgebungen gekommen, die von der Polizei aufgelöst wurden.

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