Toyota Mirai
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Toyota Mirai: Am Steuer des Wasserstoffautos

Exklusive Ausfahrt mit dem serienreifen Wasserstoff-Auto der Japaner, das entscheidend mithelfen soll, dem Brennstoffzellen-Antrieb den Weg in die Zukunft zu ebnen.

von Horst Bauer

05/12/2015, 09:23 AM

In Europa gibt es derzeit nur einen, der fährt. Der andere Mirai wird auf Messen eingesetzt und hat keine funktionstüchtige Antriebseinheit.

Das gute Stück parkt in der Nähe von Brüssel im europäischen Entwicklungszentrum von Toyota und hält bis in den Herbst alleine die Stellung, wenn die Vermarktung des Ersten in Serie produzierten Brennstoffzellenautos der Japaner hier beginnt. In Japan wird der Mirai bereits verkauft und stößt dort auch dank der besseren Infrastruktur, was Wasserstofftankstellen betrifft, auf reges Publikumsinteresse.

Erstmals gefahren

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Der Motor-KURIER hat nun als bisher einziges österreichisches Medium die Möglichkeit bekommen, am Steuer des Mirai in der Umgebung von Brüssel erste Erfahrungen zu sammeln. Was erwartet uns also in der Zukunft des emissionsfreien Fahrens, wenn einmal alle Versorgungsprobleme mit Wasserstoff behoben sein werden?
Geht man nach dem, wie Toyota den Mirai gestaltet hat, zunächst einmal ein Auto mit einem – nun ja, ... ähem – eigenwilligen Design, das aus jedem Blickwinkel signalisiert: Hier kommt ein Auto, wie man es bisher noch nicht gekannt hat. Kleiner Trost für alle Ästheten: Bis die Zukunft zur Gegenwart geworden ist, kann das alles wieder ganz anders aussehen Von der Optik sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen, schließlich geht es beim Mirai um wichtigere Dinge. Und die sind unter der Hülle. Vereinfacht kann man sagen, dass in seinem Antriebskonzept die zwecks Stromproduktion mit Wasserstoff gefütterte Brennstoffzellen-Einheit im Auto jenen Platz einnimmt, den in einem Prius-Hybrid der Verbrennungsmotor ausfüllt. Für den Vortrieb sorgt im Mirai jedoch ausschließlich der Elektromotor (max. Leistung 114 kW/155 PS), der seinen Strom wie im Prius aus einer Nickel-Cadmium-Batterie oder eben direkt aus der Brennstoffzelle bezieht.
So viel zur Technik. In der Anwendung braucht es aber keine besonderen Fähigkeiten, der Mirai fährt sich einfach wie ein Elektroauto – nur eben viel länger. Dank des Wasserstoffs in seinem Tank (Füllmenge 122,4 l) bietet er eine Reichweite von rund 500 km. Und wenn die aufgebraucht ist, kann in zwei bis drei Minuten wieder vollgetankt werden (sofern man eine Tankstelle gefunden hat).

Geräusch-Problem

Nach dem Drücken des Startknopfs erwachen die Bildschirme im Cockpit zum Leben und ein leises Surren zeigt an, dass der E-Motor mit Strom versorgt wird. Zum Anfahren greift das System praktisch immer auf den Strom aus der Batterie zurück, weil der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle beim Start zu gering ist. Erst wenn die Fuhre einmal in Fahrt ist, kommt ihre Zeit. Und bald schon die erste Überraschung für den Piloten.

Steigt man nämlich einmal fester auf den Fahrtgeber (ehemals Gaspedal), um die Beschleunigungswerte zu überprüfen (0 auf 100 km/h in 9,6 Sec., 40 auf 70 km/h in 3 Sec.), ist es vorbei mit der weitgehenden Ruhe an Bord. Dann wird nämlich vorne beim Brennstoffzellen-Teil die Wasserpumpe angeworfen und das klingt eher nicht so elegant und zukunftsträchtig, wie man sich die Welt der surrenden Leisetreter mit Stromantrieb immer vorstellt.
Da gibt es also durchaus Raum für Verbesserungen, die spätestens dann notwendig werden, wenn einmal die normale Kundschaft dran sein wird, die einfach nur ein Auto haben will und nicht bereit ist, für dessen innovative Antriebseinheit Kompromisse beim akustischen Komfort einzugehen. Aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit. Abgesehen davon lässt die Beschleunigung des 1,8 Tonnen wiegenden Mirai jedoch keine Wünsche offen. Auf der Landstraße ist er jederzeit zu flotten Zwischensprints beim Überholen bereit und beim Einfädeln auf die Autobahn gibt’s auch keine Probleme. Das hohe Gewicht merkt man eher beim Bremsen, verschärft durch den Umstand, dass keine Motorbremswirkung zur Verfügung steht. Durch Kurven lässt sich der Mirai durchaus flott ziehen, auch wenn seine Fahrwerksabstimmung eher auf die komfortable Seite gepolt wurde. Aber wer mit einem Toyota Prius gut zurechtkommt, wird auch mit dem Mirai keine Probleme haben.

Unterm Strich

Im Grunde ist der ein langstreckentaugliches Elektroauto mit kurzer Tankphase und ausreichend Platz für vier Erwachsene mit Gepäck (die Rücksitzbank kann auf gut Japanisch nicht umgelegt werden).
Die berühmte Reichweitenangst der Batterie-Auto-Nutzer weicht hier vorläufig der Sorge um die Lage der nächsten Tankstelle für Wasserstoff. Was jedoch angesichts der wesentlich höheren Reichweite leichter zu verkraften ist.
Bei uns stellt sich die Frage angesichts einer einzigen öffentlich zugänglichen Zapfsäule im ganzen Land (bei der OMV in Wien Floridsdorf) derzeit ohnehin nur sehr begrenzt. Und das dürfte auch Ende nächsten Jahres noch nicht viel besser sein, wenn der erste Mirai bei uns zu kaufen sein und die Zahl der Wasserstoffautos in der heimischen Preisliste (neben dem Hyundai ix35) verdoppelt wird.
Wer dennoch Interesse hat: Als Nettopreis ist mit rund 66.000 Euro zu rechnen. Plus dem, was unseren Steuereintreibern dazu noch einfällt.

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