Tesla Model S P85D
Tesla Model S P85D

© /Luis Laggers (4)

Test

Tesla Model S P85D: Der Durchstarter

Wie sich der erste Tesla mit Allradantrieb in der Praxis bewährt.

von Maria Brandl

10/06/2015, 08:26 AM

Elektro-Mobilität hat nicht unbedingt mit Vernunft zu tun. Beispiel Tesla Model S P85D: Man fährt entspannt, fast geräuschlos durch wunderschöne Landschaft. Die Straße ist leer und übersichtlich. Man erklärt dem Beifahrer, dass es im Cockpit einen eigenen "Wahnsinn"-Schalter für katapultartige Beschleunigung gibt und während der Beschreibung drückt man auf den Knopf und gibt Vollgas – es gibt keine anschaulichere Darstellung für die ansatzlose Beschleunigung, die der Tesla in der Allradversion bietet.

0 auf 100 km/h in 3,3 sec ohne Gangsortieren, Motorbrummen, quietschende Reifen. Alle Achtung. Die Sprachlosigkeit des Beifahrers war echt. Kein Wunder, dass selbst gestandene Autoentwickler von Nobelmarken öffentlich von diesem Tesla schwärmen. Von den zahllosen Videos in Internetforen einmal ganz abgesehen.

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Wie schafft das der Tesla? Der P85D stellt die derzeit wohl spektakulärste Variante eines elektrischen Allradantriebs dar, die derzeit zu kaufen ist. Die Vorderachse wird von einem 224 PS starken E-Motor angetrieben, die Hinterachse von einem 476 PS starken E-Motor. Macht zusammen 700 PS.

D steht übrigens für Dual Drive, sprich Allrad. Und der kann einiges: Diese Kraft so elegant und quasi mühelos über die Reifen auf die Straße zu übertragen, verdient Respekt. Und zeigt, wie schnell sich Tesla entwickelt.

Kurven

Der Tesla ist jedoch eindeutig ein Amerikaner, der gerade Straßen liebt. Ein Kurvenwunder à la Porsche darf man sich nicht erwarten, weder vom Fahrwerk noch von der Lenkung.

Gegenüber dem Model S ohne 4x4 wurde der Antrieb deutlich effizienter. Zudem verfügt nun auch der Tesla über jene Fahrassistenten, die in der Oberliga inzwischen Standard sind. Unter dem Sammelbegriff Autopilot (Extra) finden sich adaptiver Abstandshalter, Spurfolge- und Einparkautomatik sowie Scheinwerfer mit Fernlichtautomatik. Serie sind ein Toter Winkel-Warner, Spurhaltewarner, Auffahrwarner, Tempolimitanzeige. Der Tote-Winkel-Warner schaltete sich interessanterweise bei 130 km/h ab.

Geblieben sind die bis zu sieben Sitze (leider mit integrierten unkomfortablen Kopfstützen, noch dazu mit Aufpreis, weil "neue Generation"); das sehr gute Raumgefühl mit vielen Ablagemöglichkeiten; die im Vergleich zu anderen Limousinen dieser Klasse vorbildliche Übersichtlichkeit; das ebenso vorbildliche Display mit dem Abstandswarner, der akustisch warnt, aber den Abstand auch in Zentimetern angibt, was sehr hilfreich ist.

Reichweite

Die Klimaanlage ist sehr angenehm, frisst aber viel Strom und somit Reichweite, im Grunde halbierte sich Letztere während des Tests bei eingeschalteter Klimaanlage. Ohne sie betrug die Reichweite im Mischbetrieb 352 km. Sehr angenehm sind die zwei unterschiedlichen Reichweitenangaben im Cockpit: Eine orientiert sich an der jeweiligen Fahrweise, die andere am Durchschnitt. Der Verbrauch lag bei ca. 17 kWh im Schnitt. Auf der Autobahn (ohne Klimaanlage) bei 20 kWh, bergauf (Landstraße) bei 22 kWh. Das Laden mit Mennekesstecker an der Heimladestation dauerte 5,5 Stunden, an der Tesla-Schnellladestation geht es unter einer Stunde. Für Tesla-Kunden gratis. Die Verarbeitung war hörbar besser als beim Model S. Dass Tesla auch bei der Zulassung smarter als andere ist, lesen Sie unten.

Tesla Model S P85D

Antrieb: Elektroantrieb, zwei Asynchronmotoren, Lithium-Ionen-Batterien, 85 kWh (brutto), 366 V Bordspannung, E-Motor v.: 224 PS/165 kWE-Motor hi.: 476 PS/350 kWGesamtleistung: 700 PS/515 kWmaximales Drehmoment: 967 Nm

Allradantrieb, Konstantübersetzungsgetriebe,

Fahrleistungen: 0 auf 100 in 3,3 sec, 250 km/h Spitze.

Fahrwerk: Vorne Doppelquerlenker, hinten Mehrlenkerachse, Luftfederung (Extra), ABS, Stabilisierungsprogramm ESP, vier innenbelüftete Scheibenbremsen, elektromechanische Zahnstangenlenkung, keine Anhängelast. Bodenfreiheit: 144 mm.Ladedauer/Mennekesstecker/Heimladestation: 5,5 h. Schnellladen an Tesla-Ladestation: ca. 1 h.

Maße (LxBxH): 4970 x 1964 x 1445 mm Wendekreis: 12,4 m Radstand: 2960 mm Bremsweg warm: 34,4 m Bremsweg kalt: 34 m Kofferraum: 745–1795 l Gewicht: 2223 kg Gesamtgewicht: 2670 kg

Normverbrauch: ca. 16 kWh/100 km Norm-Reichweite: 491 km.

Test-Reichweite: 352 km (ohne Klima)

Testverbrauch: im Schnitt (ohne Klimaanl.) 17,4 kWh/100 kmmax. 22 kWh/100 km

Preis: 116.000 €

Preis Testwagen: 141.440 €

Motorbezogene Versicherungssteuer: 0 €

Tesla: Wie aus 515 schlanke 66 kW werden

So beeindruckend die Leistungsdaten des Tesla Model S P85D im Prospekt (700 PS/515 kW), so überraschend bescheiden zeigt er sich im Zulassungsschein. Dort wird seine Leistung mit 66 kW angegeben. Bei keinem Elektro-Testauto des Motor-KURIER einer anderen Marke war dies bisher zu sehen.

Dazu befragt, teilte uns die Tesla-Sprecherin mit, dass "das die konstant abzugebende Leistung, nicht die Spitzenleistung, ist. Das ist in der ECE-Norm so hinterlegt." Alexander Letitzky von der ÖAMTC-Rechtsabteilung dagegen meint, dass laut EU-Zulassungsrichtlinie für E-Motoren "die größte Stundenleistung in kW anzugeben ist".

Kundenvorteil Für den Kunden rechnet sich dies: Auch wenn derzeit keine motorbezogene Versicherungssteuer für E-Autos bei uns zu bezahlen ist, so ist "die Angabe im Zulassungsschein doch für die Höhe der Prämie der Haftpflichtversicherung ausschlaggebend", so die Sprecherin der Generali Versicherung. Die Prämie wäre – abhängig von Bonus/Malus-Stufe, gewährten Rabatten etc. – bei den laut Prospekt 515 kW des Tesla statt der 66 kW im Zulassungsschein um ca. 50 % höher. Sollte die Befreiung für E-Autos für die Versicherungssteuer fallen, sind die 66 kW ebenfalls ein großer Vorteil, so der ÖAMTC.

BehördeLaut Verkehrsministerium (bmvit) ist in Österreich "gemäß Anlage 4 Punkt 20 der KDV die Leistung bei Fahrzeugen, die nur über einen oder mehrere E-Motoren für den Antrieb des Fahrzeugs verfügen, als Summe der Nenndauerleistungen dieser Motoren anzugeben." Die max. Nenndauerleistung wiederum ist "die max. Leistung über 30 Minuten an der Antriebswelle eines E-Motors gemäß der UN-ECE-Regelung Nr. 85", so Dieter Karl.

Dass es hier beim Tesla einen so eklatanten Unterschied (66 kW statt 515 kW im Prospekt) gibt, erkläre sich damit, dass bei stärkeren E-Motoren sowie der dazugehörigen Leistungs-Elektronik bei Dauer-Vollgas ein thermisches Problem auftritt, bei den Lithium-Akkus ein Haltbarkeitsproblem. Daher steht die Spitzenleistung (515 kW) nur ganz kurz (weniger als 1 min.) zur Verfügung, dann wird abgeriegelt.

Tesla macht also nichts Illegales, sondern nützt die Möglichkeiter der heimischen Gesetze, die entstanden, als sich niemand ein E-Auto mit 515 kW vorstellen konnte. Damit ist Tesla auch da anderen Marken voraus. Für den Kunden bringt dies eine günstigere Haftpflicht und – die bezahlten 515 kW stehen nur sekundenweise bereit, auf Dauer fährt er mit 66 kW.

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