Tagebuch: Korrekte Geizkragen

Wolfgang Winheim
Die Schweizer schütten zwar nur wenig Preisgeld aus, erweisen sich jedoch stets als gute Gastgeber.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Adelboden am Tag danach: Statt der 35.000 Menschen, die am Wochenende das Alpen-Dorf im idyllischen Berner Oberland gestürmt hatten, träumen und schaffen nur noch 3600 vor sich hin.

Die Weltcup-Preise (bis zu 270 Euro pro Nacht und Bodenkammer) schrumpfen auch wieder auf Normalmaß. Und dem Funktionär, der unmittelbar vor dem heranrasenden Gröden-Sieger Beat Feuz die Riesenslalom-Strecke gequert hatte, ist auch schon verziehen. Schließlich handelt es sich um den Adelbodener Pistenchef höchstpersönlich.

Die Allrounder Hannes Reichelt und Romed Baumann blieben noch in Adelboden. Sie durften dank österreich-freundlicher Gastgeber in Hinblick auf die Lauberhorn-Kombination auf dem abgesperrten Hang noch Slalom trainieren.

Marcel Hirscher hingegen ließ sich nach seinem Doppelpack von Servicemann Edi Unterberger (er hatte einst auch Hermann Maiers Atomic-Siegerski präpariert) sofort heim nach Salzburg chauffieren.

Das Diskutieren über den Gesamtweltcup und die Veranstalter-Prämien der Schweizer, die sowohl in Adelboden als auch am Lauberhorn im Gegensatz zu Kitzbühel, Zagreb oder Alta Badia nur das vorgeschriebene Mindestpreisgeld zahlen, überlässt der vom Zürcher Boulevardblatt Blick zum "Platzhirscher" Umgetaufte anderen.

2 x 32.950 Euro war den Adelbodenern Hirschers Doppelsieg wert. Für Mario Matts vierten Platz und den achten von Benjamin Raich im sonntäglichen Slalom ließen die Veranstalter nur noch 5355 bzw. 1648 Euro aus.

Wie viel netto übrig bleibt, wird sich erst beim Studium der Kontoauszüge herausstellen. Zu Maiers aktiven Zeiten hatten die Besten noch vor Ort einen Scheck bekommen. Worauf’s passierte, dass der etwas chaotische Herminator seinen Scheck von einem Rennen zuvor im Zielgelände von Adelboden verlor.

Der Finder brachte das aufgeweichte Bankpapier ins ÖSV-Quartier.

Den Ruf der korrekten Geizkragen haben sich die Eidgenossen im Skizirkus bis heute bewahrt.

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