Die Schweizer Betten sind voll und Verunsicherung beim Testen

Die Schweizer Betten sind voll und Verunsicherung beim Testen
Bettenkapazitäten sind voll. Es können keine Patienten mehr aufgenommen werden. Es ist zu fürchten, dass wir dort sehen, was bei uns passiert wäre.
Richard Grasl

Richard Grasl

Zunächst Danke für das viele positive und zum Teil auch kritische Feedback auf unseren ersten Daily zum Lockdown #2. Besonders die Passage, dass die Regierung es verabsäumt hat, die Bevölkerung per Vision mitzunehmen, wurde viel kommentiert. Es gab auch viele Anregungen: Ein 200 €-Gutschein für jene, die beim Massentest vor Weihnachten negativ sind. Ginge das verfassungsrechtlich? Warum nicht. Schnitzelgutschein nur für Wiener ging ja auch. Oder auch die Frage, warum man Schulen bisher nicht mit videofähigen PCs ausgestattet hat. Viele Lehrer können nämlich ihre Stunde nicht per Video halten, weil dort keine PCs mit Kamera und Mikro stehen. Unglaublich. Wir schreiben das Jahr 2020 wohlgemerkt.

Deutschland steht viel besser da

Heute wollen wir einen Blick über die Grenzen werfen: In Deutschland ist es ja um die Infektionsdynamik deutlich besser bestellt als bei uns. Genau genommen sind sie bei uns viermal so hoch wie im Nachbarland (Soeben haben die Spanier gegen das deutsche Fußball-Team das 5:0 geschossen, ein kleine böse Bemerkung). Und trotzdem diskutieren die Deutschen weitere Verschärfungen, getrennten Unterricht an den Schulen, bis Weihnachten werden 10.000 Tote prognostiziert, die Grünen wollen mehr zusperren als andere. Wirklich amüsant war der Kommentar des deutschen Botschafters in Wien Ralf Beste in der "Wiener Zeitung". Sein Befund: "Deutsche lieben Regeln, Österreicher haben einen besseren Blick für die Auswege". Und er beschreibt, mit welchen Tricks sich Österreicher gegen deutsche Einreiseregeln durchschummeln wollten.

Fauci bastelt an Post-Trump-Strategie

In den USA sind ja mittlwerweile die Zahlen auch besser als bei uns, Vorbild sind sie natürlich auch keine. Und der berühmte und von Trump gehasste Infektiologe Anthony Fauci bastelt schon an einer Strategie für die Nach-Trump-Ära. Er fordert mehr national einheitliche Maßnahmen und keinen Fleckerlteppich an Einzel-Staaten-Entscheidungen. Stellen Sie sich vor, Fauci würde den österreichischen Föderalismus und das unterschiedliche Management der Bundesländer kennen....

Erst gestern führte der oberösterreichische Landeshauptmann Stelzer die hohen Zahlen in seinem "Hoamatland" darauf zurück, dass man ob der Donau nur so tolle PCR-Tests verwende. Dabei setzt die ganze Republik nun auf Anti-Gen-Schnelltests. Außerdem sind in allen Bundesländer-Statistiken nur PCR-Tests in der Statistik. Antigen-Tests werden nicht ausgewiesen. Und sie ist wieder da, die Verunsicherung. Die Finnen hingegen führen ihre niedrigen Zahen auf das hohe Vertrauen der Menschen in ihre Wissenschafter und Politiker zurück. Außerdem hat dort jeder zweite Finne die Corona-App, im Sommer wurden tausende Tracer ausgebildet.

Die Schweizer Katastrophe

Aber wirklich heikel wird es in der Schweiz. Weil das politische System dort eine Konzentrationsregierung aller Parteien vorsieht, scheitert trotz horrender Corona-Zahlen ein landesweiter Lockdown. Zu befürchten ist nun, dass wir in der Schweiz sehen, wie es in Österreich zugegangen wäre, wenn es keinen Lockdown gäbe - so wie SPÖ, Neos und FPÖ im Parlament das ja auch in ihrem Abstimmungsverhalten zum Ausdruck gebracht haben. Korrekterweise haben Rot und Pink nur wegen der Schulschließung nicht zugestimmt, sagen sie. Aber der Preis dafür ist hoch.

Die schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin hat gestern verkündet: Die Betten sind voll. Es können nun weder neue Covid- noch andere Patienten mehr aufgenommen werden.

Und die Direktorin twittert weiter: Dies sind sehr anschaulich die Folgen einer ausbleibenden #Infektionskontrolle sowie verzögerter & halbherziger Maßnahmen. Hoffentlich wenigstens eine Warnung für alle Nachbarländer, #SARSCoV2 #COVID19 ernst zu nehmen & nicht zu lange zu warten. Tragisch, da vermeidbar gewesen.

Und bei uns?

Die letzten Zahlen steigen zumindest nicht mehr, sie stabilisieren sich auf verdammt hohem Niveau. Unsere Redaktion befindet, dass im Vergleich zum ersten Lockdown weit mehr Menschen unterwegs sind als beim ersten. In den Schulen waren offenbar gestern nur 15 % der Schüler. Bei der Debatte darüber in den letzten Tagen hätte ich fast mehr befürchtet.

Das Spiel Deutschland gegen Spanien ist aus, die Deutschen haben noch ein Tor bekommen: 0:6, irgendwie fühlt man jetzt doch mit ihnen mit. Wir haben ja einmal 0:9 verloren - Toni Pfeffer sagte damals zur Pause: "Hoch gewinnen wir das nicht mehr". So ist es auch beim Match gegen Corona. Ende kommender Woche ist bereits unsere Lockdown-Halbzeit, dann sollten wir wissen, ob wir noch die Kurve kriegen.

Und noch ein praktischer Tipp: Gestern war der Mediziner, Theologe und Bestsellerautor Prof. Johannes Huber im Pods & Bowls-Studio zum Interview. Nach dem Gespräch verriet er uns sein Geheimnis, wie er sein Immunsystem stärkt: Betaglucan, 500mg täglich. Die Tabletten stehen schon auf meinem Schreibtisch.

Morgen schreibt mein geschätzter Kollege Karl Oberascher an dieser Stelle. Bitte lesen Sie ihn auch. Und Feedback für heute wieder sehr gerne an richard.grasl@kurier.at.

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