Schafft die Meinungsumfragen ab
Die ÖsterreicherInnen, zumindest die meisten von ihnen, lieben Autoritäten. Vor allem in der Politik.
Die neue Regierung ist noch keine zwei Monate im Amt und schon belästigen uns die „Meinungsforscher“ und ihnen hörige Medien mit „brandaktuellen“ Umfragedaten, als gäbe es bereits morgen wieder Neuwahlen. Was soll dieser Schwachsinn? Erhebungen dieser Art sind „nicht aussagekräftige“ Momentaufnahmen, die ausschließlich dazu taugen, Politiker und ihre Parteien zu verunsichern und sie darin zu bestärken, nicht nach besserem Wissen und aus Überzeugung zu regieren, sondern sich – wie ein Fähnlein im Wind – nach der, gerade vorherrschenden öffentlichen Meinung zu richten. Unpopuläre, aber dringend notwendige Maßnahmen werden vermieden, weil man sofort in der Gunst der Befragten absackt und deshalb versucht, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. So kann keine gute Politik entstehen. Politik by Opportunismus löst damit Politik aus Überzeugung ab. Ein Trauerspiel!
Zurufer
Und es ist ein extrem gefährliches. Denn die eigenen Parteikollegen legitimieren ihre unqualifizierten Zurufe aus sicherer zweiter Reihe gerade durch diese Umfragewerte. So aktuell mitzuverfolgen bei der – wieder einmal versuchten – Demontage des derzeitigen ÖVP-Obmannes. Die konservative Partei rutscht seit der Regierungsbildung um ein paar Prozente runter und schon geht das Gezeter wieder los. Kein Aufsichtsrat in einem Unternehmen käme auf die Idee, den gerade neu installierten Vorstand monatlich auf seine Beliebtheit bei Mitarbeitern und Kunden testen zu lassen, weil er weiß, dass die gesteckten Ziele eines neuen Managements Zeit brauchen.
Ohne Schonfrist
Diese Regierung bekam diese Chance nicht. Und Spindelegger schon gar nicht. Die früher üblichen 100 Tage Schonfrist wurden längst abgeschafft und bereits nach einem Monat (!!) wissen die Meinungsführer unseres Landes, dass der amtierende ÖVP-Obmann praktisch schon „tot“ ist, weil die Umfragen schlecht sind und den Landespolitikern das eigene Hemd halt näher ist als der Rock der Bundespartei. Da lobe ich mir die ungleich besser funktionierende Parteidisziplin der Roten. Deren steirischer Landesfürst Voves ist auch „gegangen“, aber er schweigt wenigstens. Die ÖsterreicherInnen, zumindest die meisten von ihnen, lieben Autoritäten. Vor allem in der Politik. Spindelegger muss daher jetzt Leadership beweisen! Er muss seine „Parteifreunde“ wieder domestizieren. Faymann wird jedes Interesse haben, diese Regierung fünf volle Jahre lang zu führen. Und die unseligen Meinungsumfragen können in ein paar Monaten, oder soll es auch zwei Jahre dauern, wieder ganz anders aussehen. Wenn man sie schon nicht abschaffen kann, so wären viele gut beraten, sie mal eine Zeit lang nicht zu beachten!
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