NGOs – wahnsinnig wichtig für Österreich

Die vielen Freiwilligen halten unser Land zusammen. Wer sie beschimpft, will eine ganz andere Republik.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

„NGO-Wahnsinn“– dieser Begriff stammt von Bundeskanzler Kurz, der damit im Vorjahr Rettungsaktionen im Mittelmeer kritisierte. „Profitgier“ wirft FPÖ-Klubobmann Gudenus nun der Caritas vor. Die Caritas betreibe „ihr Geschäftsmodell auf Kosten der Steuerzahler“. Das sagt ausgerechnet ein Politiker, der so gut wie sein ganzes Leben vom Steuerzahler finanziert wird.

NGO ist die Abkürzung für Non-governmental Organisation, ein weiter Begriff. Aber er enthält einen Kern, der auch die Anfeindungen von Rechts erklärbar macht. Wer nicht von der Regierung abhängig ist, wer ohne Angst kritisieren kann, ist autoritär denkenden Politiker verdächtig. Starke NGOs sind nicht kontrollierbar.

Besonders in Österreich kommt noch etwas dazu: Rund drei Millionen Menschen engagieren sich in einem Ehrenamt. Einfach ausgedrückt: Ohne diese vielen Freiwilligen würde unser Land nicht mehr funktionieren. Angefangen von der Sozialarbeit über die Nachmittagsbetreuung der Kinder, die Freiwilligen Feuerwehren bis zu den Hospizen ist vieles in Österreich auch auf das Ehrenamt aufgebaut. Und das sind nur einige Beispiele. Dazu kommen die hohen Spenden, die von Österreicherinnen und Österreichern regelmäßig getätigt werden, bei Weitem nicht nur zu Weihnachten. Der Fundraising Verband weist im Spendenbericht 2018 insgesamt 675 Millionen Euro aus. Die Caritas, das Rote Kreuz und SOS Kinderdorf bekommen die meisten Spenden.

Ehrenämter und Spenden tragen wesentlich dazu bei, dass unsere Gemeinschaft noch zusammengehalten wird. Das gefällt so manchen Rechtsextremen eben auch nicht. Wer zusammenhält, reagiert weniger stark auf politsche Angstkampagnen – etwa vor Fremden – und kann nicht so leicht gespalten werden.

Die Zivilgesellschaft als Träger der Demokratie

Gerade in Ungarn oder in Russland erleben wir, wie NGOs attackiert werden, oder wie man ihnen mit hohen Steuern das Überleben unmöglich machen will. Im Kampf gegen NGOs wird auch offener Antisemitismus eingesetzt, wie gegen den Milliardär George Soros. Und es war wieder FPÖ-Klubobmann Gudenus, der Soros vorwarf, Migrantenströme nach Europa zu leiten. Dafür gebe es „stichhaltige Gerüchte“. Alles klar?

Natürlich kann man von einer idealen Welt träumen, in der der Staat alles übernimmt und NGOs nicht mehr notwendig wären. Aber wäre diese Welt wirklich ideal? Zivilgesellschaftliche Organisationen – und dieses Wort ist schon besser als NGO – können eine perfekte Ergänzung zum Staat sein. Als Kontrolle, oder auch als Ersatz, wenn eine Regierung versagt oder kein Geld hergeben will. Es gibt eben Menschen, die sich lieber in der Zivilgesellschaft engagieren als in einer Partei. Beides gehört zur Demokratie, aber die funktioniert nur, wenn alle Gruppen der Gesellschaft einander akzeptieren.

Ein großer Dank an Caritas und all die anderen Teile der Zivilgesellschaft, die für den Zusammenhalt sorgen.

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