Loyalität ist keine Einbahnstraße

Loyalität ist keine Einbahnstraße
Unternehmen sollten jetzt in die Beziehung mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern investieren

Die aktuellen Arbeitsmarktdaten sehen verheerend aus. Über eine halbe Million Menschen sind derzeit beim AMS arbeitslos gemeldet. Selbst heimische Leitbetriebe, bei denen das Wort „Kündigung“ bis dato nicht im Wortschatz existierte, setzen Tausende Mitarbeiter frei.

Die Folgeeffekte liegen auf der Hand: die Kaufkraft ganzer Regionen sinkt, Pleiten kleinerer Betriebe sind die unausweichliche Folge. Aber das Licht am Ende des Tunnels ist schon sichtbar. Es schien, als wären wir lediglich Zuschauer bei einem Dominospiel. Covid stieß den ersten Stein an, dann kippten weitere. Einer nach dem anderen. Eine herausfordernde Situation, die vor allem eines verlangt: Zusammenhalt auf allen Ebenen.

Auf der politischen Ebene, das heißt von der Gemeinde- und der Landespolitik über das Parlament bis hin zur Regierung. Aber auch auf der Beziehungsebene zwischen Unternehmen und Mitarbeiter. Viele Arbeiter und Angestellte erfahren aktuell einen herben Rückschlag durch Kündigungen. Finanzielle Unsicherheiten und psychische Belastungen sind nicht selten die Folge.

An der Frage, wie es nun weitergehen soll, verzweifeln viele und der Weg zurück in die Arbeitswelt ist oft schwerer als gedacht. Jetzt wäre der Moment, wo jahrelang loyale Mitarbeiter den Arbeitgeber brauchen. Dieser hat die moralische Verpflichtung zu helfen – solange es geht.

Viele Jahre lang konnten Unternehmen auf die Mitarbeiter zählen, haben in deren Qualifikation investiert und Weiterbildung großgeschrieben. Der Aufschwung kommt. Wir wollen ihn gemeinsam erleben. Gerade Leitbetriebe stehen vor der grundsätzlichen Entscheidung, ob sie gemeinsam mit den Mitarbeitern durch diese Krise gehen. Ist diese Entscheidung getroffen, dann folgt man einem grundsätzlich anderen Entscheidungspfad, als wenn der Shareholder Value im Mittelpunkt steht. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft müssen zudem stärker eingebunden werden. Das erhöht die Kommunikationskraft und Signalwirkung in Richtung Mitarbeiter. Natürlich müssen auf dieser Ebene auch klare Signale gesendet werden.

Dazu gehören Aktivitäten, wie etwa für den Mitarbeiter kostenlose Grippeimpfungen oder Gehaltsvorschüsse, um – bedingt durch die Kurzarbeit – den Mitarbeitern etwaige finanzielle Sorgen frühzeitig zu nehmen. Den Kollegen, die von zu Hause aus arbeiten, die notwendigen technischen Geräte schnell zur Verfügung zu stellen. Oder alle Mitarbeiter in enger Kooperation mit dem Betriebsrat kostenlos mit FFP2-Masken zu versorgen. Loyalität als Unternehmensmerkmal. Ich bin überzeugt, dass Covid im Wettstreit um Talente die emotionalen Faktoren gestärkt hat. Nämlich, dass der Arbeitgeber für die Mitarbeiter da ist, selbst wenn der Wind rau bläst. Dementsprechend ist es bei optimistischer Betrachtung der kommenden Wirtschaftsentwicklung eine Investition in die Zukunft. Denn in Summe ist eines klar: Loyalität ist keine Einbahnstraße. Wenn jetzt Unternehmen in die Beziehung zum Mitarbeiter investieren, dann wird sich das im zukünftigen „Wettstreit um Talente“ bezahlt machen. Und so birgt in unserem Geschäftsbereich „Personaldienstleistung“ die Krise auch eine Chance.

Klaus Lercher ist Eigentümer und CEO des Personaldienstleisters TTI Group in St. Florian.

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