Auf den Hund gekommen

Es sieht eigenwillig aus, es riecht seltsam – Zeit für einen Abstecher ins Haus Austria.
Christoph Geiler

Christoph Geiler

Es sind speziell gezüchtete Hunde, die an die Menschen verfüttert werden.

von Christoph Geiler

über kurioses Südkorea

Fünf Tage vor dem Ende von Olympia ward dann doch noch ein Hund gesehen. Man hatte ja fast schon geglaubt, dass Koreaner keinen Wert auf den besten Freund des Menschen legen. Zumindest nicht als Haustier.

Hier muss niemand fürchten, dass er in ein Häuferl steigt. Es gibt weder gelben Schnee noch Polizisten mit Vierbeiner an der Leine. Da kommt einem zwangsläufig der Reiseführer in Erinnerung: Hundefleisch sei in Korea eine Delikatesse, hieß es da, und das würde natürlich einiges erklären.

Aber wie muss man sich das vorstellen? Wie sieht wohl so ein typisch koreanisches Hundemenü aus? Dreierlei vom Dackel als Appetizer, gefolgt von einem Bernhardiner-Steak, und als Nachspeise vielleicht Mops im Hemd?

Es sind speziell gezüchtete Hunde, die an die Menschen verfüttert werden. Vor allem die alten Koreaner sind der Meinung, dass das Hundefleisch potenzfördernd sei und außerdem gut für den Blutdruck. Weil sich aber zusehends Widerstand gegen diese Essgewohnheiten geregt hat, wurden zahlreiche Hunde-Gourmettempel geschlossen.

Dieses Wissen beruhigt vor dem abendlichen Gang in ein koreanisches Lokal, das für seine Fleischspezialitäten gerühmt wird. Dass der Ober als Gruß der Küche prompt eine Plastik-Schürze serviert, sorgt für das erste dumpfe Gefühl im Magen. Hegt er etwa die Befürchtung, der Gast aus dem fernen Österreich könne sich womöglich anspeiben?

Als Gericht des Tages wird "Special Meat" empfohlen. Wer nach Korea kommt, müsse diese Spezialität probiert haben, meint der Ober und stellt einen Topf auf den Tisch, in dem allerhand undefinierbares Zeug vor sich hin köchelt. Auch Fleischstücke sind dabei, und Knochen, es riecht irgendwie süßlich, seltsam, nein: einfach nur widerlich. Und es beschleicht einen der schlimme Verdacht: Das muss jetzt Pudel-Geschnetzeltes sein. Also nichts wie weg mit dem Löffel, runter mit der Schürze und raus aus dem Spezialitäten-Tempel. Zum Glück gibt’s in PyeongChang auch das Haus Austria. Und dort sind die Köche gottlob noch nicht auf den Hund gekommen.

Er könne heute das Kochfleisch wärmstens empfehlen, sagt der Ober im Haus Austria. Das sei so etwas wie ein Tafelspitz.

Ein Tafelwas?

Man ist nach diesem Tag dermaßen hellhörig und sensibel geworden, dass allein der zweite Teil des Wortes einem schon den Appetit vergehen lässt.

Dann doch lieber einen Hotdog statt einem Spitz.

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