Mehr Fairness für den Handelskrieger Trump

Der US-Präsident schadet zwar eigenen Bürgern und Partnerländern. Damit steht er aber nicht allein da.
Hermann Sileitsch-Parzer

Hermann Sileitsch-Parzer

Offenbar steckt in vielen Europäern mehr Trump, als sie wahrhaben wollen.

von Hermann Sileitsch-Parzer

über Protektionismus

Was wollen US-Präsident Donald Trump und sein Team damit erreichen, dass sie einen Handelskrieg gegen China und den Rest der Welt anzetteln? Eine Antwort ist schwer zu finden, weil dabei ökonomische Fakten kaum, dafür Emotionen und Ideologie eine umso größere Rolle spielen. Die Hardliner im Weißen Haus teilen die Welt generell gerne in Schwarz und Weiß ein – so auch beim Handel: Einer ist der Gute, der andere der Böse. Einer gewinnt, einer verliert. Moment, haben nicht Ökonomen wie Adam Smith oder David Ricardo schon vor 250 bzw. 200 Jahren nachgewiesen, dass beim Austausch von Waren beide Seiten profitieren? Egal, das passt nicht ins Repertoire von "America first" und "Make America Great Again".

Der Kurswechsel der USA wiegt deshalb so schwer, weil eine jahrzehntelang führende Freihandelsnation es nun salonfähig macht, sich auf Kosten anderer Länder bereichern zu wollen. Aufgehen wird die Rechnung ohnehin nicht: Wer ausländische Importe willkürlich aussperrt, bedient zwar nationalistische Impulse. Die Verbraucher und Firmen im eigenen Land bezahlen dafür jedoch einen buchstäblich hohen Preis.

Allerdings wäre es ein Gebot der Fairness, das große Ganze nicht aus dem Auge zu verlieren. Chinas Wirtschaftssystem ist – aller gegenteiligen Rhetorik zum Trotz – natürlich stärker abgeschottet und unfairer als das der USA. Auch wir Europäer sollten vor der eigenen Tür kehren: Deutschland und Frankreich wollen chinesische Investoren von der EU fernhalten? Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil möchte, dass österreichische Firmen unsere Heereshubschrauber bauen? Offenbar steckt in vielen Europäern mehr Trump, als sie wahrhaben wollen.

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