Vertrauen – sehr schnell verspielt

Ein Uni-Professor ließ eine Studie verändern. Das soll im Wahlkampf ebenso helfen wie die "Brenner-Show".
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Ein Uni-Professor ließ eine Studie verändern. Das soll im Wahlkampf ebenso helfen wie die "Brenner-Show".

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Aslan-Studie

Politiker haben es ja auch gut. Niemand erwartet nachprüfbare Formulierungen, jeder weiß, dass sie vor allem im Wahlkampf Unerfüllbares versprechen. Bei Wissenschaftlern ist das anders. Ihre Existenzberechtigung ist der genaue Beweis von Thesen, dafür genießen sie auch weit mehr Vertrauen in der Bevölkerung als viele andere Berufsgruppen.

Also hat der Professor für islamische Religionspädagogik, Ednan Aslan, zunächst sich und seinen Kollegen geschadet, indem er eine Studie über islamische Kindergärten vom Integrationsministerium in Teilen umschreiben ließ. Noch schlimmer ist aber, dass er dieses Thema auf die politische, unsachliche Ebene verkommen ließ. Gerade jetzt brauchen wir eine ernsthafte Debatte über Islamismus, die Erziehung von muslimischen Kindern und die Rolle des Islam im säkularen Staat.

Die parteipolitische und auf die Wahlen im Herbst ausgerichtete Diskussion bringt nämlich nichts. Außenminister Kurz hat im KURIER-Gespräch die Schließung der islamischen Kindergärten gefordert. Der Wiener Stadtrat Czernohorszky konterte, Kurz solle "keine Probleme erfinden". Wenn in Wien Kinder aus muslimischen Familien nicht selten ohne ein Wort Deutsch zu können in die Volksschule kommen, ist das ein Problem, keine Erfindung. Ob dieses Faktum durch Schließung aller islamischen Kindergärten zu lösen ist, darf man allerdings auch fragen. Klar ist: Die Politik ist im Wahlkampf, der löst nie Probleme, aber die Verweigerung der Integration, die Entstehung von Parallelgesellschaften und mangelnde Sprachkenntnisse von Kindern, das alles gibt es. Professor Aslan kann da jetzt nicht mehr helfen, er hat viel Vertrauen verspielt.

Polit-Spielereien mit ernsten Themen

Wir bleiben beim Thema Polit-Spielereien und wechseln zum Brenner. Dort werden Pandur-Panzer des Bundesheeres erwartet, der Boulevard bereitet uns auf die Schließung des Brenners vor, da sich die Lage durch einen " bevorstehenden Ansturm an Flüchtlingen" zuspitze. Also befragte der KURIER eine seriöse Quelle, den Tiroler Landespolizeikommandanten. Er spricht von "einer unnötigen Verunsicherung der Bevölkerung, es ist nicht fünf vor zwölf" (siehe Bericht Seite 5).

Am Beispiel der Pflege haben wir erlebt, wie schnell im Wahlkampf ein Thema gelöst werden kann. Die Abschaffung des Pflegeregresses wurde beschlossen, ohne dass jemand weiß, wie viel das kostet. Gut, da geht es nur um Geld. Aber Flüchtlinge und Integration stellen uns vor grundsätzliche Probleme, die uns noch Jahrzehnte beschäftigen werden. Da weiß niemand eine ernsthafte und zugleich einfache Lösung. Es ist schlicht unverantwortlich, mit scharfen Formulierungen oder Show-Einlagen Lösungskompetenz vorzugaukeln. Wir brauchen Politiker, denen wir in diesen Fragen vertrauen können. Und Medien, die Fakten beschreiben. Die Regierung kauft sich mit Zigmillionen den Boulevard. Vertrauen kann man nicht kaufen. Das sollten Politiker und Medien wissen.

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