Straches Dilemma
Neben Kern und Kurz sieht Strache alt aus. Mit dem Ja zum U-Ausschuss sucht er dem Trotzwinkel zu entkommen.
Der Mann hatte schon bessere Tage. Zum x-ten Mal eine Umfrage, die besagt: Wenn die ÖVP Kurz zum Frontrunner kürt, dann landet er abgeschlagen hinter Kurz und Kern auf Platz 3. Noch vor Monaten war Heinz-Christian Strache von allen Demoskopen als klare Nummer 1 bei der nächsten Wahl gesetzt. Davor und danach versorgten FPÖ-Parteifreunde Medien mit immer neuen Hinweisen, dass zwischen Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer (nach dessen einmaligem Wahlergebnis von 46 Prozent für einen Blauen) doch mehr passt als ein Blatt Papier.
Als Draufgabe jetzt auch noch die peinliche Enthüllung, dass Strache mit dem wegen einer sechsstelligen Scheinrechnung verurteilten blauen Grenzgänger Gernot Rumpold eine gemeinsame Firma hatte – und zwar just, als dieser fragwürdige Millionenhonorare von Eurofighter einstreifte. Und das Ganze auch noch in jener Zeitung, deren Online-Chef mit ihm eine Lob- und Preisgemeinschaft eingegangen war: Die Krone setzt auf ein Thema, das auch den Blauen in den politischen Kram passt; Strache postet die Krone-Story postwendend auf seiner Facebook-Seite. Und fertig ist das beidseitig gewinnbringende Ringelspiel zwischen Krawallpartei und Krawalljournalismus: Sowohl beim Blauen als auch am Boulevard schnellten die Zugriffs-Raten deutlich nach oben.
Straches Dilemma ist größer als kurzfristiger Gegenwind medialer Gönner: In Sachen Flüchtlinge hat er mit Kurz, Sobotka, Doskozil & Kern starke Konkurrenz von rechts und links. Jetzt wollen Kern & Kurz ihm auch sein zweites Monopol streitig machen: Beide setzen offensiv auf EU-Kritik. Strache schaut neben den beiden als längstdienender Parteiobmann nicht nur zunehmend alt aus. Sein Kurs der Totalopposition ist dabei, sich totzulaufen. Strache war nun auch dabei, in Sachen Eurofighter zwischen allen Stühlen zu landen. Seine Kehrtwende Richtung Ja zu einem U-Aussschuss ist daher nur auf den ersten Blick überraschend. Die größte Oppositionspartei, die eine Untersuchung eines Milliarden-Skandals blockiert, muss mit mehr als einem blauen Auge durch Medien und Wähler rechnen.
Kommentare