Raus aus der "Genug ist nicht genug"-Falle

Das Unerreichbare erreichen: Die sich permanent zuspitzende Zielspirale macht Menschen zu schaffen.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Die sich permanent zuspitzende Zielspirale macht Menschen zu schaffen.

von Gabriele Kuhn

über die "Genug ist nicht genug"-Falle

Das Konzept wirkt auf den ersten Blick nicht übel: flache Hierarchien, selbstbestimmte Arbeit, Führen mittels Zielvereinbarungen statt Befehlsausgabe nach der "Command & Control"-Strategie. Die Arbeitszeiten sind flexibel, die Ziele dynamisch. Mit dem Chef ist man gerne per Du. Diese "indirekten ergebnisorientierten Formen der Unternehmenssteuerung" sollen Arbeitnehmern Vorteile bringen. Mehr Autonomie und Selbstbestimmung etwa. Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie – und damit mehr Wohlbefinden.

Doch es passiert das Gegenteil: Denn viele Menschen empfinden die dafür nötige Eigenverantwortung und Selbstorganisation als Belastung. Sie entwickeln ähnliche Ängste wie die Protagonisten von EPUs (Einzelpersonenunternehmen), die sich den Ausfall durch Krankheit nicht mehr leisten können, weil sie um das Überleben in einer Arbeitswelt unendlichen Wachstums bangen. Dazu kommt die "Genug ist nicht genug"-Falle durch ständig neu definierte Arbeits- und Ertragsziele, denen es nachzuhecheln gilt. Wer da nicht mitkann, wird ins Chefbüro zitiert. Wo der "Per-Du-Boss" klarstellt: "Draußen gibt es 20 andere, die deinen Job wollen." Dann folgt die Story von der sich schnell verändernden Arbeitswelt, in der sich jeder schnell verändern muss. Ja, eh. In Wirklichkeit braucht’s längst mehr als das. Nämlich eine Haltung, basierend auf dem Prinzip achtsamen Miteinanders. Chefs, die zuhören und ihre Mitarbeiter wertschätzend als Menschen wahrnehmen und nicht als Figuren auf dem Schachbrett Firma. Kommunikation, Diskussion, Reibung – ohne (Be-)Drohung. Und, umgekehrt, Mitarbeiter, die aufhören, sich auszubeuten und damit gefährliche Benchmarks setzen.

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