Plan K – Leben mit Künstlicher Intelligenz

Die KURIER-Serie behandelt die vielen Auswirkungen der digitalen Revolution. Diese wird uns alle verändern.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Algorithmen entscheiden im Internet über unser Kaufverhalten – und oft auch über die Preise.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Leben mit Künstlicher Intelligenz

"Es geht nichts über natürliche Intelligenz, gerade in einem Wahlkampf", meinte kürzlich Vizekanzler Brandstetter schmunzelnd. Und man hatte den Eindruck, das war mehr ein Ausdruck der Hoffnung als eine Tatsachenbeschreibung. Auf die natürliche Intelligenz müssen wir also hoffen, die künstliche prägt schon heute unser Leben mehr, als wir wahrhaben (wollen). Algorithmen entscheiden im Internet über unser Kaufverhalten – und oft auch über die Preise. Aber das ist nur der bereits sichtbare Teil dieser Revolution.

Was viele, auch in der Politik noch verdrängen: Die neuen Geschäftsmodelle bauen darauf auf, dass durch das Internet ganze Branchen, die zwischen Produzenten und Konsumenten standen, wegfallen. Das gilt für Banken – da kommen die sogenannten Fintechs – den Handel, aber auch den Journalismus. Gut gefütterte Computer schreiben schon heute ganze Artikel. Jobs fallen einfach weg. Und wo etwas produziert wird, übernehmen Roboter, die noch von Menschen programmiert werden, aber auch das werden Computer übernehmen.

Die Digitalisierung kennt keine Grenzen, also werden nationale Regierungen diese nicht beeinflussen können, ihre Auswirkungen aber berücksichtigen müssen. Wer versucht zu verzögern, hat ohnehin schon verloren. Die KURIER-Initiative zum Plan K, der Sachthemen in den Wahlkampf bringen will, hat viele Tausend Reaktionen gebracht. Thema Bildung steht an erster Stelle des Interesses, kein Wunder, wir werden die digitale Revolution nur bestens ausgebildet und höchst flexibel überstehen.

Säulenheilige raus!

Der Wegfall von vielen Jobs wird Auswirkungen haben, über die wir jetzt reden müssen, noch können wir uns darauf vorbereiten. Die wichtigste Regel für alle Überlegungen muss lauten: Es gibt keine Denkverbote, alles muss diskutiert werden, außer die alten Ideologien, die leider in den Parteien noch eine Rolle spielen. Lasst die Säulenheiligen draußen in den Säulenhallen des 19. Jahrhunderts.

Beispiel Steuerreform: Es sind nicht die Kommunisten, deren Bedeutung durch die "Jungen Grünen" auch nicht mehr steigen wird, es ist vielmehr Bill Gates, der von einer Digitalsteuer spricht. Also: Wer von der Digitalisierung profitiert, hat eine Verantwortung für die gesamte Gesellschaft. Wie eine solche Steuer aussehen kann und wie sehr Arbeit noch besteuert werden soll, muss noch geklärt werden. Oder: Das arbeitslose Grundeinkommen. In der protestantisch geprägten Schweiz, wo Arbeitsethos höchst anerkannt ist, gibt es dafür bereits eine Initiative. Thimoteus Höttges, Chef der Deutschen Telekom, hat sich schon vor zwei Jahren dafür ausgesprochen, finanziert von Internetgewinnen, wie er betonte. Wie gesagt: Es geht um Diskussionen mit Vernunft, ohne Ideologien.

Wichtige Themen unserer Gesellschaft werden nicht durch flotte Zurufe oder schlichte Schlagzeilen geklärt. Die natürliche Intelligenz wird sie klären müssen, bevor die künstliche übernimmt. Österreich braucht einen Plan K – Wir fangen an, mit den Leserinnen und Lesern.

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