Österreich hat mehr Mihis, und das ist gut so

Bereits jeder Fünfte hat ausländische Wurzeln: Bessere Integration braucht zuallererst mehr Offenheit.
Josef Votzi

Josef Votzi

Zuerst braucht es ein offeneres Klima, dann gedeiht auch das Zusammenleben besser

von Josef Votzi

über den jüngsten Integrationsbericht

Die Angstbeißer im Lande werden die jüngsten Zahlen als gefundenes Fressen sehen: Jeder Fünfte im Lande hat Migrationshintergrund, jüngst salopp "Mihi" gerufen. 1,25 der 1,7 Millionen "Mihis" sind im Ausland geboren, rund eine halbe Million sind gebürtige Österreicher von Eltern mit ausländischen Wurzeln. Was große Nationen wie die USA seit Jahrzehnten vorleben, wird auch im kleinen Österreich selbstverständlich: Der Zuzug von Einwanderern und der Einzug anderer Kulturen gehören auch hierzulande zunehmend zum Alltag. Tatsache bleibt aber: Das Zusammenleben läuft nach wie vor nicht friktionsfrei. Menschen mit "Mihi" verdienen weniger als vergleichbare "autochthone" Österreicher; sie haben auch bei Bildung und Ausbildung noch immer das Nachsehen. Unterdurchschnittliche Lebenschancen werden vererbt, und damit auch die Anlage zu Minderwertigkeitsgefühlen und gesellschaftlichen Spannungen. Die sogenannte Ausländerfrage ist und bleibt primär eine soziale Frage und nur sekundär eine nationale Frage.

Der jüngste Integrationsbericht registriert da bereits einen Wandel: Die Stimmung für Integration ist zunehmend besser als die tatsächliche Lage. Hier sind von Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz abwärts alle gefordert: Angefangen von mehr Sprachkursen bis hin zu Mut machenden Oasen für Kinder, denen es zu Hause an Unterstützung fehlt, wie etwa die Lerncafés der Caritas. Denn eines ist vielfach belegt: Zuerst braucht es ein offeneres Klima, dann gedeiht auch das Zusammenleben besser. Dann wird kurzer, aber heftiger Applaus zu den jüngsten "Mihi"-Zahlen nicht die Ausnahme bleiben: "Österreich wird internationaler – und das ist auch gut so!" (WKÖ-Generalsekretärin Annamaria Hochhauser)

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