Nicht die da oben, sondern wir da unten

Der Klimawandel ist eine Chance, Dinge zu ändern, die wir eigentlich längst ändern wollten.
Susanne Mauthner-Weber

Susanne Mauthner-Weber

Bereits 1965 gab es erste Warnungen: Die mittlere Temperatur auf der Erde könnte sich "um etwa 1 °C erhöhen und dadurch, auf lange Sicht gesehen, das Grönlandeis und die arktischen Eisfelder zum Schmelzen bringen, den Meeresspiegel um fünfzig Meter anheben und alle Häfen und Küsten in der Welt unter Wasser setzen". Heute zittern Klimaforscher, ob sie die Menschen davon überzeugen können, etwas für das Zwei-Grad-Ziel zu tun.Klimawandelberichterstattung ist geprägt von Katastrophen-Warnungen, Appellen und Wenn-Dann-Drohungen – Dinge, auf die die meisten Menschen mit dem Verschließen der Ohren reagieren. Wie wohltuend, dass einmal eine Klimaforscherin sagt: Es tut sich was zum Besseren (Seite 22). Diese ersten Erfolge als Freibrief zum Zurücklehnen im Klimaschutz zu betrachten, könnte sich aber als fatal erweisen: Denn viele Forscher gehen mittlerweile davon aus, dass das Zwei-Grad-Ziel zu wenig sein wird. Spätestens jetzt sollte jedem klar werden, dass der Übergang in eine postfossile Gesellschaft nicht gelingen wird, wenn nicht jeder bereit ist, seine Alltagsroutine auf klimafreundlich zu trimmen – zuhause, am Arbeitsplatz oder am Weg dorthin. Was aber den Umstieg auf klimafreundliche Lebensstile und Produktionsweisen fördert und was ihn hemmt, weiß noch nicht einmal die Wissenschaft so genau. Der Wandel kann also nicht top down von Experten geplant und von Politikern verordnet werden. Bleibt nur, es von unten zu probieren – getragen von Ihnen und mir. So gesehen könnte der Klimawandel eine Chance sein, Dinge zu ändern, die wir eigentlich längst ändern wollten. P.S. Liebe Politiker! Förderungen, Prämien und sonstige Anreize können top down aber sicherlich Wunder wirken.

eMail an: susanne.mauthner@kurier.at

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