New Deal für Österreich

Christian Kern hat sich als neuer Kanzler erstmals der Presse gestellt. Ein starker Auftritt mit starken Worten.
Stefan Kaltenbrunner

Stefan Kaltenbrunner

Wir müssen den Glauben an die Zukunft in diesem Land wiederherstellen.

von Stefan Kaltenbrunner

über den Stil des neuen Kanzlers

Die Kurzversion der ersten Pressekonferenz des neuen Kanzlers und SPÖ-Chefs: Ein rhetorischer Quantensprung gegenüber seinem Vorgänger und dem restlichen Politpersonal in diesem Land. Sprachlich sauber und korrekt, inhaltlich ehrlich und offen. Gut, nach Werner Faymann ist das keine Kunst, lässt sich einwenden. Kern findet aber ungewöhnlich deutliche Worte, kritisiert die Arbeit der Bundesregierung scharf, spricht unter anderem von einer Inhaltslosigkeit und einem Schauspiel der Machtversessenheit und der Zukunftsvergessenheit. Und dass es nur noch wenige Monate bis zum Aufprall dauern wird, sollte die Bundesregierung so weitermachen. Sagt also das, was sich vielen Menschen in diesem Land denken, analysiert die Politikverdrossenheit und die Verunsicherung der Menschen in wenigen Sätzen. Deutlicher könnte eine Abmahnung nicht ausfallen und so hat ein Bundeskanzler noch nie eine Regierung abgestraft.

Für Österreich zeichnet er aktuell ein düsteres Bild mit steigenden Arbeitslosenraten, schlechten Wirtschaftsdaten, Aufholbedarf im Bildungsbereich. Angetreten sei er aber, um das Land wieder in eine Führungsposition zu bringen, um den Glauben an die Zukunft in diesem Land wiederherzustellen. Mit neuem Personal, mit einem neuen Stil der Zusammenarbeit und mit neuen Konzepten. Dabei ginge es ihm nicht nur darum, einen Plan für 2020 zu skizzieren, sondern darum, wie sich die Gesellschaft bis 2025 entwickeln soll. Eine Art "New Deal" für Österreich.

Kern hat sich mit seiner Antrittsrede die Latte dabei selbst hoch gelegt, Zeit darf er keine verlieren, braucht rasche greifbare und messbare Ergebnisse. Der Neustart mit einem neuen Kanzler ist auch die letzte Chance der beiden Regierungsparteien. Das wird auch die ÖVP verstehen lernen müssen. Kern hat mit seinem ersten gelungenen Auftritt das Momentum auf seiner Seite. Jetzt muss er es nur noch nutzen.

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