Mehr Duette statt gespielter Duelle

Die Kanzlerkandidaten wollen trotz allem wieder miteinander - wie genau, sollten sie vor der Wahl sagen.
Josef Votzi

Josef Votzi

In der ersten Halbzeit wirkten sie wie ein altes Ehepaar.

von Josef Votzi

über das puls4-Kanzlerduell

In der ersten Halbzeit wirkten sie wie ein altes Ehepaar, das sich liebend gern in aller Öffentlichkeit ausrichtet, was die beiden immer schon aneinander gestört hat. In der zweiten Halbzeit dominierte die Botschaft: Wir denken nicht daran, deswegen auseinanderzugehen. Der Auftakt zu den zwei Dutzend TV-Konfrontationen, das sogenannte „Kanzler-Duell“ Montagabend auf Puls 4, war mehrfach eine gelungene Premiere.

Die rauen Reizworte dieses Wahlkampfes, „Lügenkanzler“ und „Rentenklau“, sparten sowohl Werner Faymann und als auch Michael Spindelegger aus. Sie duzten einander öffentlich genauso, wie sie es im Alltag tun. Sie grenzten sich mit dem Florett gegeneinander ab. Den Dreschflegel ließen sie zu Hause in ihren Parteizentralen.

Allein dafür gebührt ihnen Applaus. Die Österreicher sind nicht politikmüde, wie die guten Zuseherquoten zeigten und noch zeigen werden. Sie sind nur jener Politiker müde, die sich auf der Bühne befetzen, um hinterher wieder gut Freund zu sein.

Werner Faymann und Michael Spindelegger haben diese Falle beim ersten gemeinsamen TV-Auftritt in diesem Wahlkampf tänzelnd gemieden. Sie machten das Duell zu einem „Duzell“ (wie Puls 4 am Tag danach kalauert).

Scharfe Scharmützel lieferten sie sich lieber mit den Moderatoren. Das ist zugleich das größte Kompliment an das gelungene neue TV-Format für Politiker-Debatten.

Schmerzhaft offen blieb nur ein dringender Wunsch: Viele Wähler lechzen danach zu wissen, wie die beiden danach das Land regieren wollen.

Hier muss das Koalitions-Paar bald mehr bieten als das freimütige Versprechen, es – trotz allem – doch noch einmal fünf Jahre miteinander probieren zu wollen.

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