Griechenland: "Die Zeit läuft ab."
Umso unverständlicher wirkt die Taktik von Regierungschef Tsipras.
Wer in den letzten Wochen den deutschen Aktienindex DAX beobachtet hat, konnte die Stimmung gegenüber Griechenland ablesen: Fallende Kurse, weil ein Grexit – ein Austritt der Griechen aus dem Euro – wahrscheinlich wurde, steigende Kurse, wenn die Regierung in Athen wieder einmal die Rückzahlung von Krediten versprochen hatte. Dabei würde der Exit der Griechen die europäische Wirtschaft kaum treffen, Griechenland aber in eine tiefe Krise stürzen. Wahrscheinlich wäre dann, dass es wohlhabende Euro-Besitzer gäbe, die sich alles Notwendige kaufen könnten, und ein armes Drachmen-Volk, das sich Importprodukte, Medikamente etwa nicht mehr leisten könnte. So etwas gab es früher in den kommunistischen Staaten, wo schwarz eingewechselte Dollar oder D-Mark, gerne auch Parteifunktionären, Zugang zu Luxusprodukten ermöglichten.
Umso unverständlicher wirkt die Taktik von Regierungschef Tsipras. Natürlich tut er sich schwer, seinen Wählern zu erklären, dass er ihnen – wissentlich – Unerfüllbares versprochen hat. Aber wenn sein Land letztlich doch aus dem Euro fliegt, wird er noch viel schlimmere Wahrheiten verkünden müssen, wenn er noch dazu Gelegenheit hat. Warum beginnt Tsipras nicht endlich, ein wirksames Steuersystem aufzubauen und die verrückt hohen Militärausgaben drastisch zu kürzen? Hätten er und sein formidabler Finanzminister Varoufakis nur einen Bruchteil ihrer Energie da eingebracht, anstatt gutwillige Partner zu sekkieren, wären wir schon weiter.
Sein Glück ist ja nur, dass die deutsche Kanzlerin Merkel die Griechen noch beschützt, auch gegen ihren Finanzminister Schäuble. Der Chef der Bundesbank, Weidmann warnte am Donnerstag: "Die Zeit läuft ab."
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