Es war schon zu oft fünf vor zwölf

Die Klima-Warnrufe sind dennoch ernst zu nehmen: Mit mehr vernünftigen Aktionen statt Alarmismus.
Josef Votzi

Josef Votzi

Es war schon zu oft fünf vor zwölf

von Josef Votzi

über Klima-Kassandras

Ein neues Atomkraftwerk an der Grenze: Hilfe, Strahlenalarm! Dioxin in der Mülldeponie: Hilfe, Giftalarm für unser Grundwasser! Die Gletscher und Pole schmelzen, die Meeresspiegel steigen: Hilfe, die Klimakatastrophe ist da! Die Rufe der Klima-Kassandras verhallen und die Karawane zieht weiter?

Mit dem "Nein zu Zwentendorf" in den 70er-Jahren ist von Atom bis Waldsterben das Öko-Bewusstsein breit erwacht. Es war seit damals aber zu oft "fünf vor zwölf" für Natur und Umwelt. Dieser Weckruf bewegt niemanden mehr. Umweltpolitik by Alarmismus ist hoffnungslos out.

Der jüngste Weltklimabericht hat aber mehr Aufmerksamkeit verdient als das müde Schulterzucken, das er in der breiten Öffentlichkeit auslöst (siehe Bericht rechts). Der Vorwurf an die Politik, sie dächte bestenfalls bis zur nächsten Wahl und habe nicht die Kraft für langfristige Maßnahmen zum Klimaschutz, stimmt nicht für jeden Akteur. Aber der große klimapolitische Wurf ist weit und breit noch immer nicht zu orten. Auch die jüngeren Amtsträger, die ihr ganzes politisches Leben noch vor sich hätten, lassen bei dem Thema meist aus.

Die Wirtschaft ist einmal mehr weiter. Firmen, die länger als eine Legislaturperiode überleben wollen, müssen langfristig denken. Green Technologies made in Austria sind von den USA bis nach China gefragt.

Die Gefahr fürs Ökosystem kommt aus einer ausbeuterischen Ökonomie. Die Rettung kann nur durch nachhaltigeres Wirtschaften kommen – wenn sich etwa saubere Technologien mehr rechnen als Klimaverpester. Bei der großen Klimakonferenz in Paris wird der Politik eine Entscheidung nicht erspart bleiben: Die Weichen eindeutig und demonstrativ in diese Richtung zu stellen.

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