Eine zockt entfesselt und alle schauen zu

Ein U-Ausschuss muss dringend klären, warum Bürokratie und Politik in Salzburg so lange versagten.
Josef Votzi

Josef Votzi

Der Spekulationsskandal ruft mehr denn je nach einem U-Ausschuss

von Josef Votzi

über den Salzburger Finanzskandal

„Ich kenne die Sensibilität des Finanz-Portfolios des Landes mit jeder Faser meines Körpers“ – „Was bleibt, ist die Tatsache, dass ich mein Leben gebe für den Landeshaushalt. Das war immer so – und wird immer so sein.“ Wer sich in die eMails vertieft, die mein Kollege Kid Möchel gestern im KURIER enthüllte, dem offenbart sich nicht nur ein Mensch im Ausnahmezustand. Sie werfen auch schärfer denn je die Frage auf, warum niemand bereits in den Frühjahrs- und Sommermonaten 2012 in der Salzburger Landesregierung die Reißleine zog. Denn Monika R. stand noch in Diensten des Landes, als sie verbissen für ihre riskanten Deals kämpfte. Sie opponierte nicht nur deftig und heftig gegen Ratschläge von externen Finanzmarkt-Experten. Sie rühmte sich auch gegenüber ihren Vorgesetzten, die „bereits beschlossene Auflösung eines Geschäfts rückgängig gemacht“ zu haben. Salzburgs Bürokratie lieferte sich mit der entfesselten Spekulantin per eMail dennoch weiter einen Psychokrieg, bevor sie erst jüngst die Konsequenzen zog und sie außer Dienst stellte.

Am Donnerstag suchte Monika R. erstmals auch in einer Pressekonferenz zu demonstrieren, dass sie auch nach ihrer Entlassung mehr draufhabe als die ganze Welt um sie. Der Salzburger Spekulationsskandal ruft mehr denn je nach einem Untersuchungsausschuss. Wie konnte es sein, dass in der Landesverwaltung alle so lange nur kopfschüttelnd zuschauten? Ab wann mussten auch bei den Politikern die Alarmglocken schrillen?Oder ad personam gefragt: Warum fehlten ihrem beamteten Vorgesetzten, dem schnittigen Militär Eduard Paulus, und dessen Chef, dem alerten Polit-Starlet David Brenner, im Umgang mit einer um sich schlagenden Mitarbeiterin so lange der Mumm?

Kommentare