Eine ermüdende Schlammschlacht

Josef Votzi

Josef Votzi

Das ORF-Duell wurde so zum unwürdigen Schlusspunkt eines ermüdend langen Wahlkampfs.

von Josef Votzi

über die finale TV-Konfrontation

Es war der gefühlt hundertste TV-Auftritt der beiden Kandidaten – und dennoch ein singuläres Ereignis. Fernseh-Auftritte sind und bleiben Gefühlskino. Es geht immer mehr um das Wie als um das Was – erst recht bei der (nach menschlichem Ermessen) letzten TV-Konfrontation. Der XXL-Wahlkampf für die Fischer-Nachfolge hatte etwas von einem Marathon-Lauf. Von Alexander Van der Bellen hatte man spätestens seit der Halbzeit den Eindruck, dass er sich zunehmend lustlos Richtung Ziel bewegt. Bei Norbert Hofer dominierte der Eindruck, dass er selbst dann, wenn auch ihm die Puste auszugehen drohte, die Zähne zu einem Lächeln zusammenbiss. Im finalen TV-Duell verbissen sich die beiden aber derart ineinander, dass man sich an das legendäre TV-Duell auf ATV ohne Moderator erinnert fühlte.

Van der Bellen startete angriffig und emotionell, verlor sich aber immer wieder professoral in Detailfragen. Hofer zog seine Strategie unpräsidentiell brutal durch, dessen Vertrauenswürdigkeit – Grundkapital für den Präsidentenjob – zu erschüttern: "Sie lügen...", "Sie sagen die Unwahrheit...", "Sie lügen...". Das ORF-Duell wurde so zum unwürdigen Schlusspunkt eines ermüdend langen Wahlkampfs.

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