Der Notausgang des Thomas Drozda
Was soll eine nochmalige Ausschreibung im gleichen Jahr bringen?
Vielleicht kann man darin eine Metapher sehen: Das Palais Dietrichstein am Minoritenplatz, der Amtssitz von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ), ist eine Baustelle. Zur kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Mittwoch wurden die Journalisten daher über den "Notausgang" geleitet.
Im Zusammenhang mit seiner größten Baustelle, dem Belvedere, griff Thomas Drozda zur Notlösung: Er konstatierte Defizite zum Beispiel im Informationsfluss – und leitet daraus ab, dass die "derzeitige personelle, strukturelle und organisatorische Situation" eine "Neubesetzung aller Organe erforderlich" mache.
Er brachte also nicht den Mut auf, sich zu Agnes Husslein-Arco zu bekennen. Wiewohl diese das einst verstaubte Belvedere zu einem vom Publikum überrannten Hotspot machte. Wiewohl diese enorm viel für die heimische Kunst bewirkte und die zahlreichen Ausstellungen österreichischer Künstler durch Stars ergänzte: Ai Weiwei und Olafur Eliasson müssten eigentlich im Museum moderner Kunst zu sehen sein. Aber das Belvedere dominierte das Geschehen. Und dort fielen beim Hobeln eben auch Späne, keine Frage. Das Ausmaß der Verfehlungen steht aber in keinem Verhältnis zu dem, was Husslein-Arco in ihrer ruppigen Art leistete.
Drozda kritisierte einst die Wiener Kulturpolitik, weil diese zuschaute, als Gerald Matt als Kunsthallen-Chef demontiert wurde. Und nun agiert er ähnlich. Sein Vorgänger Josef Ostermayer wollte den Vertrag verlängern: Die vom Gesetz verlangte Ausschreibung hatte gezeigt, dass Husslein-Arco die bestqualifizierte Persönlichkeit ist. Doch Ostermayer kam aufgrund der innenpolitischen Querelen nicht mehr dazu, sein Vorhaben umzusetzen. Was soll daher eine nochmalige Ausschreibung im gleichen Jahr bringen? Mittelmaß?
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