Blau gegen Stahlblau

Straches FPÖ setzt auf Breite. Schnells Hinrichtung schadet ihr mehr als dessen Antritt bei Wahlen.
Josef Votzi

Josef Votzi

Blau gegen Stahlblau

von Josef Votzi

über Streit in der FPÖ

Saalbach-Hinterglemm gegen Wien-Erdberg – dieses Match könnte als Gradmesser für blaue Brutalität bald Simmering gegen Kapfenberg ablösen. Karl Schnell, Arzt und Hotelier in Saalbach und bis gestern Salzburger FPÖ-Chef, nennt Strache einen "Diktator". Wenn er ein Filmdokument über den missglückten "massiven Putsch" hätte, so Schnell, "dann würde Strache keiner mehr wählen, nicht einmal sein eigener Goldfisch." Dieser kontert: "Gestern war der letzte Tag einer selbstherrlichen Parteispitze, eines Art Karl-Schnell-Anbetungsvereins." Straches Widersacher hat Erfahrung mit politischen Hinrichtungskommandos. Als Haider einst Susanne Riess-Passer schickte, um ihn zu stürzen, blieb dieser nur die schlechte Nachrede: "Königskobra". Den jüngsten Entmachtungsversuch durch die FPÖ-Spitze kontert der eigenwillige Salzburger mit einer Gegenattacke. Er will blaue Strache-Opfer von Tirol bis NÖ sammeln und auch bundesweit zur Wahl antreten. Schnell ist außerhalb Salzburgs wohl genauso wenig eine große Nummer wie Strache ein Ausnahmetalent vom Schlag Haiders.

Der Infight, Blau gegen Stahlblau, reicht aber, um Straches Aufbruchstimmung zu versauen. Die FPÖ feierte erst gestern die lange gewünschte, aber widerborstige Fusion des rechtsrechten Lagers von Marine Le Pen bis Gert Wilders zu einer EU-Fraktion. Das bringt mehr Redezeit und Geld, aber vor allem eines: Die FPÖ wird auch in Brüssel sesshafter und sichtbarer. Die Spaltungsoffensive made in Salzburg konterkariert die Pläne, auch zu Hause mehr in die Breite zu gehen. Schnells nachhaltige Gegenwehr offenbart für Strache zur Unzeit: In der FPÖ regiert nach wie vor das Führerprinzip. Widerspruch wird auch in den eigenen Reihen nicht geduldet. Wer aufbegehrt, muss mit einem nächtlichen Rollkommando und politischer Hinrichtung rechnen – und das ohne jeden Prozess.

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