Vorsicht vor lächelnden Mullahs

Konrad Kramar

Konrad Kramar

Ein Blick zurück sollte die Euphorie mancher wieder etwas abkühlen.

von Mag. Konrad Kramar

über den Iran

Die Charmeoffensive des Regimes in Teheran mag überwältigend sein, vorerst aber besteht sie vor allem einmal aus blumigen Formulierungen. Doch in all der Freude, wieder einen lächelnden Mullah anstatt den bissigen Ex-Revolutionsgardisten Ahmadinejad als Staatspräsidenten vor sich zu haben, vergessen Politiker und Medien im Westen rasch auf jede kritische Distanz. Ein Blick zurück sollte die Euphorie mancher wieder etwas abkühlen.

Schon einmal hatte sich der Westen in das sanfte Lächeln eines Ayatollah verliebt, der Präsident wurde. Man feierte Mohammed Khatami als den iranischen Gorbatschow, bis man feststellen musste, dass die Reformen in Teheran hauptsächlich aus Äußerlichkeiten bestanden. Das Mullah-Regime dachte gar nicht daran, seinen autoritären Zugriff auf sämtliche Bereiche der Gesellschaft, von der Religion bis zur Wirtschaft, zu lockern.

Was sollte Religionsführer Khamenei und seine Vertrauten dazu bringen, das jetzt zu tun? In fast 35 Jahren hat man die eigene Macht einzementiert, politisch, wirtschaftlich und religiös. Ein außenpolitisches Netzwerk von Afghanistan bis in den Libanon sichert politischen Einfluss im ganzen Nahen Osten. Mag sein, dass man unter dem wachsenden Druck wirtschaftlicher Sanktionen jetzt Zugeständnisse macht. Tief greifende Reformen, wie sie der Iran brauchen würde, sind aber in weiter Ferne, denn die würden die Macht der Ayatollahs gefährden.

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