Exit vom Brexit? Ein Wettlauf gegen die Zeit

Die EU-Granden hoffen auf eine Umkehr Londons, aber noch lässt wenig darauf hoffen.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Es war nicht die EU, die beschlossen hat, das Vereinigte Königreich aus der Union zuwerfen.

von Mag. Ingrid Steiner-Gashi

über (k)einen Exit vom Brexit

Die Hoffnung stirbt zuletzt – anders kann man die blumige Erklärung von EU-Ratspräsident Donald Tusk an die Briten nicht deuten, wonach "unsere Herzen noch immer offen sind für Sie": Großbritannien möge doch bitte umschwenken, den Brexit sein lassen und in der EU bleiben. Bei aller Aufregung ob dieser Handreichung an London, der sich auch EU-Kommissionschef Juncker gestern anschloss, möge man sich doch bitte erinnern: Es war nicht die EU, die beschlossen hat, das Vereinigte Königreich aus der Union zuwerfen.

Sondern es war eine knappe Mehrheit der britischen Bevölkerung, die ihrer Regierung per Referendum den Auftrag gab: Raus! Raus aus einer Europäischen Union, der sich viele Briten nie wirklich mit ganzem Herzen verbunden fühlten. Raus aus einem Club, der ihnen zu teuer, zu dominant, zu bürokratisch und im Grunde fremd anmutete. Und der ihnen aus ihrer Sicht zu viele Zuwanderer aus dem EU-Ausland und Migranten bescherte.

Dass die anderen 27 EU-Staaten diese Entscheidung nach wie vor bedauern und immer wieder betonten, die Türen der EU stünden weiterhin offen, ändert nichts an einem Faktum: Allein London wird entscheiden, ob der Brexit Ende März kommenden Jahres Realität wird oder nicht. Vielleicht kippt die Stimmung jenseits des Ärmelkanals doch noch in Richtung pro EU. Vielleicht gibt es ein zweites Referendum. Allzu viel Hoffnung sollte man in Brüssel aber nicht darauf setzen – und tut es auch nicht, wenn man die durchaus harte und geschlossene Verhandlungslinie der EU gegenüber der britischen Regierung verfolgt. Und auch die Zeit ist knapp: Ohne Kursänderung bis Anfang April 2019 wird Großbritannien aus der EU draußen sein. Unwiederbringlich.

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