Wir alle sind Deniz

Einkerkerung des deutsch-türkischen Journalisten erfordert Gegenwehr.
Walter Friedl

Walter Friedl

Der " Sultan" hat endgültig bewiesen, dass er mit europäischen Werten nichts am Hut hat

von Mag. Walter Friedl

über Erdogan und Journalisten

Er ist nur einer von mehr als 150 Journalisten, die derzeit in türkischen Gefängnissen schmachten – nur weil sie ihren Job gemacht haben. Aber weil Deniz Yücel neben der türkischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, ist die völlig inakzeptable Knebelung der Meinungs- und Pressefreiheit durch Präsident Erdoğan endgültig auch in Europa angekommen.

Wann, wenn nicht jetzt, erfolgt der Aufschrei? Medien sind nicht die "Feinde des Volkes", wie US-Präsident Donald Trump in verantwortungsloser Manier formuliert, sondern Grundpfeiler der Demokratie, wie sein Vorvorgänger George W. Bush jetzt klarstellte. Es ist allgemein bekannt, dass die Einschränkung und Vernichtung der veröffentlichten Meinungsvielfalt der erste Schritt in Richtung Diktatur ist.

Plurale Gesellschaften und europäische Regierungen müssen endlich aufstehen gegen die Orbáns, Kaczynskis, aber auch gegen die Le Pens oder Straches, die die Legitimität fundierten Journalismus’ stets in Zweifel ziehen und damit ein erprobtes System. Und was Erdoğan anbelangt: Der "Sultan", der eine rote Linie nach der anderen überschreitet, hat endgültig bewiesen, dass er mit europäischen Werten nichts am Hut hat. Die EU muss nun die Konsequenzen ziehen und den ohnehin bereits zur Farce verkommenen Beitrittsprozess auf Eis legen. Unter diesem Präsidenten hat das Land in der Union rein gar nichts verloren.

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